Gastbeitrag von Ömer Özkal
Werder Bremen, DFB-Pokalsieger in der Saison 1990/1991, erreichte das besagte Viertelfinale, nachdem die Mannschaft in der ersten Runde des Pokals der Pokalsieger 1991/1992 den rumänischen FCM Bacau und danach das ungarische Team Ferencvaros ausgeschaltet hatte. Im Viertelfinale traf Werder Bremen auf Galatasaray und damit erstmals in einer offiziellen Begegnung auf eine türkische Mannschaft. Am 28. September 1921 hatte das erste Spiel der beiden Mannschaften in Deutschland stattgefunden, und Galatasaray gewann damals das Freundschaftsspiel in Bremen mit 1:0.
Es gab eine gemeinsame Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit
Der Mannschaftskapitän von Werder Bremen, Mirko Votava, besuchte das Hotel, in dem Galatasaray einquartiert war und wünschte dem Rivalen viel Erfolg. Am Tag vor dem Spiel ließen sich die Galatasaray-Fußballer, bei einem Besuch der Stadt Bremen zur Erinnerung vor dem Wahrzeichen der Stadt, den Bremer Stadtmusikanten, ablichten. Am Spieltag wurden als Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit Flugblätter mit den Logos beider Teams unter dem Titel „Lasst uns gemeinsam spielen, gemeinsam feiern“ verteilt.
Für die Bergleute wurde eine Schweigeminute abgehalten
Werder Bremen und Galatasaray liefen in Trikots mit schwarzen Bändern an den Ärmeln auf zum Gedenken an die Arbeiter, die am Tag vor dem Spiel bei einem Grubenunglück in Zonguldak ums Leben gekommen waren, und hielten vor dem Anpfiff eine Schweigeminute ab. Der Fernsehsender SAT-1, der die Übertragungsrechte des Spiels vom 4. März 1992 für 2 Millionen DM erworben hatte, engagierte den verletzungsbedingt ausgefallenen Galatasaray-Kapitän Erdal Keser als Kommentator des Spiels. Sepp Piontek, damals Trainer der türkischen Nationalmannschaft und von 1960 bis 1972 selber Spieler bei Werder Bremen, bevor er dann seine Fußballschuhe an den Nagel hängte, kam ebenfalls ins Weserstadion, um sich das Spiel anzusehen.
Torwart Hayrettin Demirbaş verhinderte eine höhere Niederlage
Die Zahl der Fußballfans, die Galatasaray im Weserstadion unterstützten, war im Vergleich zu den Fans von Bremen höher. Eine Gruppe von Fans aus Norwegen war extra für Rune Bratseth angereist, um ihn zu unterstützen, aber dieser wurde in letzter Minute verletzungsbedingt aus dem Kader gestrichen. Galatasaray-Trainer Mustafa Denizli musste das Spiel aufgrund einer Strafe von der Tribüne aus verfolgen und gab seinem Team über Funk Anweisungen. Galatasaray gelang es, durch ein Tor von Roman Kosecki mit 1:0 in Führung zu gehen. Werder Bremen gewann aber schließlich das Spiel mit 2:1 durch Tore von Marinus Bester und Stefan Kohn, der im Laufe des Spiels eingewechselt worden war. Werder Bremen hatte zahlreiche Torchancen, die durch Paraden von Galatasaray-Torhüter Hayrettin Demirbaş vereitelt wurden, wodurch er letztlich eine höhere Niederlage verhindern konnte.
Das Spiel wurde vom İnönü-Stadion ins Ali-Sami-Yen-Stadion verlegt
Das Rückspiel, das am 18. März 1992 in Istanbul stattfand, sollte eigentlich im Inönü-Stadion ausgetragen werden. Doch Galatasaray ließ das Spiel auf Wunsch von Trainer Mustafa Denizli ins Ali-Sami-Yen-Stadion verlegen und zahlte für den Standortwechsel eine Strafe an die UEFA. Zwar hatte sich der Austragungsort geändert, aber auf den zuvor gedruckten Tickets stand immer noch Inönü-Stadion. Dieses Problem wurde behoben, indem man einen Aufkleber mit der Aufschrift Ali-Sami-Yen-Stadion auf den Tickets anbrachte.
Das Spiel wurde trotz Schneefalls ausgetragen
Der Schneefall, der vor Spielbeginn einsetzte, hielt während des gesamten Spiels an, und der Rasen wurde schneeweiß. Trotz des Schneefalls wurde die Begegnung, die nicht abgebrochen wurde, mit einem weißen Ball ausgetragen, und das Publikum hatte Mühe, diesem auf dem Feld zu folgen. Galatasaray-Trainer Mustafa Denizli, der immer noch gesperrt war, gab wie schon zuvor in Bremen von der Tribüne aus Anweisungen über Funk. Das Ali-Sami-Yen-Stadion beherbergte mehr Zuschauer, als es eigentlich hätte aufnehmen dürfen. Etwa 500 Fans von Werder Bremen verfolgten das Spiel von der geschlossenen Tribüne aus und unterstützten ihr Team während des gesamten Spiels. Spieler von Galatasaray bewarfen Werder Bremens Torhüter Oliver Reck, mit dem sie sich zuvor gestritten hatten, mit Schneebällen. Nach diesem Vorfall zeigte der Schiedsrichter Oliver Reck die Gelbe Karte wegen Spielverzögerung.
Im İnönü-Stadion hatte es noch nie geschneit
15 Sekunden vor dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Kim Milton Nielsen verpasste Galatasaray eine über Jahre hinweg unvergessene Torchance. Als Iosif Rotariu und Taner Alpak wegen der vertanen Gelegenheit nach dem Spiel in Streit gerieten, verhinderte Erdal Keser, der dazwischen ging, eine mögliche Eskalation. Mustafa Denizli ging nach dem Spiel in die Kabine von Werder Bremen und gratulierte seinen Gegnern. Nach dem Spiel hörte der Schneefall im Ali-Sami-Yen-Stadion auf. Im 4,5 Kilometer entfernten Inönü-Stadion lag hingegen keine einzige Schneeflocke.
Während Bratseth der Spieler mit der meisten Spielzeit war, wurde Rufer zum Torschützenkönig
Werder Bremen schaltete nach Galatasaray Club Brügge im Halbfinale und danach Monaco im Finale aus, konnte den Pokal mitnehmen und von der ersten Runde bis zum Finale nach 9 Spielen endlich im eigenen Museum ausstellen. Marco Bode war der einzige Spieler, der in all diesen Spielen zum Einsatz kam. Werder Bremen fuhr in den 9 ausgetragenen Spielen 7 Siege, 1 Unentschieden und 1 Niederlage ein. Die Mannschaft erzielte 21 Tore und kassierte nur 4 Gegentore. Der Spieler mit der längsten Spielzeit war der Norweger Rune Bratseth mit 720 Minuten, der Spieler mit der kürzesten Spielzeit war Marinus Bester mit nur 49 Minuten. Der neuseeländische Stürmer Wynton Rufer war mit 4 Toren der beste Torschütze des Teams, während Klaus Allofs mit 4 Vorlagen diesbezüglich Bester des Teams war. Uli Borowka, der versprochen hatte, sich im Falle des Pokalsiegs eine Glatze rasieren zu lassen, ließ sich diese von seinem Teamkollegen Dieter Eilts verpassen. Werder Bremen gewann in der Saison 1998/1999 als bislang letzte deutsche Mannschaft den Europapokal der Pokalsieger.