FIFA-Chef Gianni Infantino und UEFA-Präsident Aleksander Ceferin haben die Bedeutung des Kampfs gegen Rassismus im Fußball betont und verschärfte Maßnahmen angedeutet. „Wir dürfen null Toleranz gegen Rassismus und Diskriminierung zeigen“, sagte Infantino beim Kongress der Europäischen Fußball-Union UEFA am Dienstag.
Der FIFA-Chef unterstrich, dass der Weltfußballverband auch weiterhin hart gegen Rassismus im Sport vorgehen werde. „Wir arbeiten daran, neue Ideen zu präsentieren, weil wir nicht aufhören dürfen, dagegen zu kämpfen“, sagte Infantino.
Kontinentalverbandschef Ceferin betonte, dass künftig das sogenannte dreistufige Verfahren bei rassistischen und diskriminierenden Vorfällen bei Spielen angewendet werden müsse. „Wir dürfen keine Angst davor haben, es zu tun. Überall. Keine Ausnahmen.“
Das Verfahren gestaltet sich wie folgt: Dabei soll der Schiedsrichter das Spiel zunächst unterbrechen. In einem zweiten Schritt sollen die Spieler „für einen angemessenen Zeitraum“ in die Kabinen geschickt werden und der Stadionsprecher eine letzte Warnung verkünden. Wiederholen sich dann die Vorfälle erneut, soll der Unparteiische das Spiel vorzeitig beenden.
„Dass zweimal Beleidigen frei ist, muss abgeschafft werden“
Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati fordert bei Rassismus und Diskriminierung einen sofortigen Spielabbruch. „So erzielt der Plan keine Wirkung. Dass zweimal Beleidigen praktisch frei ist, muss abgeschafft werden“, sagte der 49-Jährige der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Wir müssen die ersten beiden Stufen komplett weglassen und das Spiel dann sofort abbrechen!“
Der ehemalige Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter verspricht sich von diesem rigorosen Handeln, dass die Täter noch mehr in die Verantwortung genommen werden. „Wenn sich ein Einzelner oder eine Gruppe diskriminierend oder rassistisch äußern und das Spiel dadurch abgebrochen wird, kommen nicht nur das Opfer, sondern auch die Teams und alle anderen Zuschauer im Stadion zu Schaden. Dann wird sich jeder dreimal überlegen, ob er sich dieser Mehrzahl und Wucht von mehreren tausend wütenden Menschen stellen will“, sagte Rafati.
Beim Pokalspiel von Hertha BSC beim FC Schalke 04 hatte Berlins Geschäftsführer Michael Preetz die Unparteiischen auf rassistische Beleidigungen gegenüber Profi Jordan Torunarigha aufmerksam gemacht. Schiedsrichter Harm Osmers hatte jedoch in der Pause nach der regulären Spielzeit keine Stadiondurchsage veranlasst, da nach Aussage des DFB ein Kontext zum Vorfall nicht mehr herzustellen gewesen sei.
In den vergangenen drei Jahren hätten nach Urteilen der UEFA-Richter wegen diskriminierender Vorfälle 39 Spiele ohne Zuschauer stattgefunden, bei 73 Partien habe es Teilausschlüsse gegeben, berichtete Ceferin. „Das zeigt, welch ernsthaftes Problem es ist und das wir mehr tun müssen. Mehr und vielleicht anders.“