Waffenruhe im Gazastreifen – Türkiye kritisiert Israel scharf
Das israelische Militär hat bei den jüngsten Luftangriffen auf den Gazastreifen mindestens 44 Palästinenser getötet. Nun gilt in der Region eine Waffenruhe. Indes kam aus Türkiye scharfe Kritik an Tel Aviv.
8. August 2022: Palästinensische Frauen bei der Beerdigung von Opfern israelischer Luftangriffe (AA)

Nach dreitägigem Beschuss des Gazastreifens haben sich Israel und die Gruppierung Islamischer Dschihad auf eine Waffenruhe geeinigt. Auf Vorschlag der ägyptischen Vermittler begann sie am späten Sonntagabend. Bei den israelischen Luftangriffen im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben seit Freitag mindestens 44 Menschen getötet, darunter 15 Kinder und vier Frauen. Die Zahl der Verletzten liege bei 360.

Am Nachmittag war aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautet, dass Israel einer von Kairo vorgeschlagenen Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt habe. Nach Angaben des Chefs des politischen Arms des Islamischen Dschihad, Mohammed al-Hindi, beinhaltet die Vereinbarung, dass Ägypten sich bei Israel für die Freilassung von Bassem al-Saadi und Chalil Awawdeh einsetzt. Al-Saadi, ein Anführer des politischen Arms des Islamischen Dschihad im Westjordanland, war am Montag festgenommen worden. 139 israelische Angriffe auf palästinensische Stellungen

Israels Ministerpräsident Jair Lapid sprach von einer angeblichen „unmittelbaren Bedrohung“ durch die palästinensische Gruppierung. Nach Angaben des israelischen Militärs trafen ihre Angriffe 139 Stellungen des Islamischen Dschihad. Die gesamte Spitze des militärischen Flügels des Islamischen Dschihad im Gazastreifen sei „neutralisiert“ worden.

In Israel erlitten nach Angaben des Rettungsdienstes zwei Menschen Verletzungen durch Raketensplitter. Zudem seien weitere 13 Menschen leicht verletzt worden, als sie sich in Sicherheit bringen wollten.

Im Gazastreifen kam infolge der Eskalation das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen. Wegen der Schließung von Grenzübergängen musste nach Angaben der Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk in dem Palästinensergebiet abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte.
Türkiye kritisiert Israel scharf

Indes kam aus Türkiye harsche Kritik an Israel. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan betonte am Montag, dass Türkiye „an der Seite des palästinensischen Volkes und seiner Geschwister in Gaza“ stehe. Es könne keine Rechtfertigung für Angriffe auf Kinder geben, betonte er mit Blick auf die israelischen Bombardierungen.

Ankara verurteile die „Angriffe Israels auf Zivilisten aufs Schärfste“. Die Erklärung kritisierte auch den „Überfall“ des israelischen Abgeordneten Itamar Ben-Gvir auf die Al-Aqsa-Moschee. Dieser war zuvor gemeinsam mit fanatischen israelischen Gruppierungen in die Moschee eingedrungen.

Türkiye warnte vor einer weiteren Eskalation der Lage und rief Tel Aviv auf, derartigen Angriffen ein Ende zu setzen.

Auch der türkische Parlamentspräsident Mustafa Şentop verurteilte die israelischen Angriffe. Dem umstrittenen israelischen Politiker Ben-Gvir warf auch Şentop einen „Überfall“ auf die Al-Aqsa-Moschee vor und sprach von einer „Barbarei“.

TRT Deutsch und Agenturen