Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den 80. Jahrestag des Überfalls von Nazi-Deutschland auf die damalige Sowjetunion als „Anlass für Scham“ bezeichnet. Vor allem in Russland, der Ukraine und Belarus, aber auch im Baltikum und anderen damaligen Sowjetrepubliken hätten mehr als 20 Millionen Menschen ihr Leben verloren, sagte sie am Samstag in ihrem wöchentlichen Video-Podcast.
Deutschland bekenne sich zur bleibenden Verantwortung für die Verbrechen dieser Zeit. Es dürfe kein Vergessen geben, „das schulden wir den Millionen Opfern und ihren Nachfahren“, mahnte die Kanzlerin. Der Überfall auf die Sowjetunion jährt sich am 22. Juni zum 80. Mal.
Russische Versöhnungsbereitschaft und Gorbatschow gewürdigt „In Demut verneigen wir uns vor den wenigen heute noch lebenden Überlebenden dieses Angriffskrieges“, sagte Merkel. „Und wir sind zutiefst dankbar, dass so viele dieser Menschen uns die Hand zur Versöhnung gereicht haben. Dass sie dazu bereit waren, grenzt an ein Wunder nach allem, was Deutsche ihnen angetan haben.“ Die Kanzlerin hob die Politik des früheren sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow hervor: Diese habe den Deutschen 1990 die friedliche Wiedervereinigung ermöglicht und eine Entwicklung zivilgesellschaftlicher Verbindungen beider Länder seither. Daher schmerze es, „wie in jüngster Zeit zivilgesellschaftliches Engagement in Russland, aber auch in Belarus, eingeschränkt, ja unmöglich gemacht wird“, betonte sie.
Merkel bekennt sich zum Dialog mit Russland
„Wenn friedliche Demonstranten und missliebige Oppositionelle weggesperrt werden, belastet das unsere Beziehungen schwer.“ Mit der russischen Annexion der Krim und der Unterstützung der Separatisten in der Ostukraine sei Völkerrecht gebrochen worden. Für Deutschland wie für die gesamte Europäische Union sei das nicht akzeptabel, sagte Merkel.
Die Bundeskanzlerin unterstrich jedoch, dass Russland und Deutschland historisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich eng miteinander verbunden seien. „Wir brauchen auch weiterhin den Dialog mit Russland“, sagte sie. Deutschland sei auf internationale
Zusammenarbeit angewiesen, das habe die Pandemie wieder gezeigt, und das gelte erst recht für den „Kampf gegen die Erderwärmung“.