Israel hat seinen größten Militäreinsatz im Westjordanland seit 20 Jahren offiziell beendet. Alle Soldaten seien aus der Stadt Dschenin abgezogen, das Militär kehre nun zurück zu seinen „Routineaktivitäten“ im Westjordanland, erklärte die Armee am Mittwoch. Viele Einwohner Dschenins kehrten zurück in ihre Häuser. Die Palästinensische Autonomiebehörde begann unterdes damit, in dem Ort Trümmer zu beseitigen sowie beschädigte Strom- und Wasserleitungen zu reparieren. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, dass viele Autos und mehrere Straßen seien im Zuge der israelischen Angriffe zerstört worden.
In der palästinensischen Stadt Dschenin hatte es schon in den vergangenen Monaten wiederholt Razzien gegeben, bei denen auch Menschen getötet wurden. Im gleichnamigen Flüchtlingslager Dschenin leben rund 14.000 Menschen auf weniger als einem halben Quadratkilometer.
Tausende versammelten sich in der Stadt zur Beisetzung von neun bei dem Einsatz Getöteter. Insgesamt starben mindestens zwölf Palästinenser sowie ein israelischer Soldat. Mehr als 100 Palästinenser wurden zudem verletzt. Unter den getöteten Palästinenser waren auch minderjährige Opfer. Bei dem Einsatz wurden nach Angaben der israelischen Armee mehr als 300 Verdächtige festgenommen.
Israel marschiert mit Kampfdrohnen und über 1000 Soldaten in Dschenin ein
Auch nach dem Abzug der israelischen Truppen aus Dschenin im Westjordanland ließ die Gewalt nicht nach. Militante aus dem Gazastreifen verübten in der Nacht Vergeltungsangriffe mit Raketen auf Israel. Diese wurden nach Angaben der israelischen Armee abgefangen. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Am späten Dienstagabend hatte die Armee mit dem Abzug ihrer Soldaten aus Dschenin begonnen. Medien berichteten von Militärfahrzeugen, die den Ort nach Einbruch der Dunkelheit in Konvois verließen.
Der dortige Einsatz, bei dem Israel nach eigenen Angaben Kampfdrohnen und mehr als 1000 Soldaten einsetzte, soll am Montag begonnen haben. Dabei kam es zu den schwersten Kämpfen in Dschenin seit mehr als zwei Jahrzehnten. Den Angaben zufolge starben zwölf Palästinenser, darunter mindestens fünf Kämpfer, und ein israelischer Soldat.
UN kritisiert unverhältnismäßigen Waffeneinsatz durch Israel
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Turk, hatte den israelischen Einmarsch verurteilt und ein Ende des „Tötens, Verstümmelns und Zerstörens“ gefordert. „Die Gewalt im besetzten Westjordanland droht diese Woche außer Kontrolle zu geraten, angeheizt durch schrille politische Rhetorik und eine Eskalation des Einsatzes modernster militärischer Waffen durch Israel“, sagte Turk in einer Erklärung. Der israelische Angriff gleiche eher einem bewaffneten Konflikt als der Durchsetzung von Recht und Ordnung.
Nach Angaben von Diplomaten wird der UN-Sicherheitsrat am Freitag auf Antrag der Vereinigten Arabischen Emirate hinter verschlossenen Türen über die Entwicklung der Lage beraten.