Türkiye hat Armenien dazu aufgerufen, Provokationen an der aserbaidschanischen Grenze einzustellen. „Gestern Abend kam es erneut zu Provokationen an der Grenze und Aserbaidschan reagierte entsprechend. Eigentlich sollte Armenien seine Lektion gelernt haben, es sollte den Frieden suchen“, mahnte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Dienstag in der Provinz Kastamonu. Türkiye stehe immer an der Seite der Brudernation Aserbaidschan. „Aserbaidschan ist nie allein“, betonte der Spitzendiplomat.
Çavuşoğlu verwies in seiner Erklärung auf das Versprechen eines umfassenden Friedensvorschlags aus Aserbaidschan und den aserbaidschanisch-armenischen Dialog. Daran müsse sich Eriwan halten. Dennoch habe Armenien kürzlich beim Rückzug aus der strategisch wichtigen Stadt Latschin verbrannte Erde hinterlassen. „Als sie sich aus Latschin zurückzogen, brannten sie alles nieder, zerstörten alles und legten überall Minen“, kritisierte der türkische Außenminister.
Türkiye versuche, die Beziehungen mit Armenien zu normalisieren, und setze sich für den Frieden ein. „Doch sowohl Armenien als auch die ganze Welt wissen und sollten wissen, dass dieser Prozess nicht unabhängig von Aserbaidschan ablaufen wird. Denn wenn wir volle Stabilität und Frieden in der Region wollen, müssen die Probleme zwischen allen Ländern gelöst werden“, betonte Çavuşoğlu.
Gefechte in der Nacht - Konfliktparteien melden Tote
Die Spannungen zwischen den Kaukasusrepubliken Armenien und Aserbaidschan sind erneut gewaltsam eskaliert. Nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums hatte die armenische Armee am Montag umfangreiche Provokationen an der Grenze durchgeführt. Saboteure der armenischen Armee legten demnach Minen auf die Grundstücke und Straßen zwischen den Stellungen der aserbaidschanischen Armee, hieß es aus dem Verteidigungsministeriums.
Das aserbaidschanische Militär habe Maßnahmen ergriffen, um auf die Situation zu reagieren. Das Verteidigungsministerium in Eriwan hingegen warf aserbaidschanischen Truppen vor, einen Vorstoß auf armenisches Gebiet versucht zu haben. Beide Konfliktparteien meldeten Tote und Verletze. Moskau indes zeigte sich „extrem besorgt“ über die Eskalation und vermittelte nach eigenen Angaben eine Waffenruhe.
Armenien besetzte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren völkerrechtswidrig die aserbaidschanische Region Berg-Karabach mit etwa 145.000 Bewohnern. Die Beziehung zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken ist seither angespannt. Aserbaidschan erhält Unterstützung von seinem „Bruderstaat“ Türkiye. Armenien wiederum setzt auf Russland als Schutzmacht. Während des 44-tägigen Konflikts in 2020 befreite die Turkrepublik Aserbaidschan mehrere Städte, 300 Siedlungen sowie Dörfer, die fast 30 Jahre lang illegal von Armenien besetzt waren.