Gut fünf Monate nach dem verheerenden Erdbeben im Südosten von Türkiye mit mehr als 50.000 Toten hat in Berlin am Donnerstag eine Deutsch-Türkische Wiederaufbaukonferenz stattgefunden mit dem Ziel, die private Wirtschaft in der betroffenen Region anzukurbeln. An der Veranstaltung nahmen Vertreter von rund 50 deutschen und türkischen Unternehmen teil. Sie trug den Titel „Die Rolle des europäischen Privatsektors bei der (Re-)Aktivierung der Wirtschaft in den vom Erdbeben betroffenen Regionen.“
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), die Union der Kammern und Börsen der Türkei (TOBB) und die Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer (AHK Türkei) gehörten zu den Veranstaltern der Konferenz.
Die Veranstalter riefen angesichts der verheerenden Katastrophe zu solidarischer Zusammenarbeit auf: „Wir als Wirtschaft nehmen uns in die Pflicht, unsere türkischen Partner zu unterstützen, damit vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe erfolgen kann“, erklärte DIHK-Präsident Peter Adrian. „Unser Ziel muss es sein, den in den betroffenen Regionen ansässigen Unternehmen dabei zu helfen, möglichst schnell zusätzliche Aufträge zu generieren und ihr Geschäft wieder hochzufahren.“
Scholz und Erdoğan betonen Hilfszusagen in Videobotschaften
Auf der Konferenz wurden Videobotschaften von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan übertragen. Scholz verwies auf die 238 Millionen Euro, die die Bundesregierung von Türkiye und Syrien zugesagt habe - für Medikamente, Feldbetten, Treibstoff, Ersthilfeteams und Suppenküchen.
Mit Blick auf die „auf über 100 Milliarden US-Dollar“ geschätzten Schäden sagte der Kanzler: „Mit öffentlichen Geldern allein ist diese Herkulesaufgabe bei weitem nicht zu stemmen. Dafür braucht es Unternehmen, die in die Zukunft investieren.“ In Türkiye seien bereits 7000 deutsche Unternehmen aktiv.
Erdoğan erklärte, bei der „Jahrhundertkatastrophe“ seien 311.000 Gebäude mit 872.000 Räumen unbrauchbar geworden. „Wir haben alle Trümmer entfernt und wollen schnell mit dem Bau dauerhafter Wohnhäuser in Gebieten ohne Erdbebengefahr beginnen.“ Insgesamt sollen demnach 615.000 neue Wohnungen entstehen, im ersten Jahr sollen 319.000 Wohnhäuser übergeben werden. Die Städte sollen „sicherer“ und „widerstandsfähiger“ als bisher gemacht werden, sagte Erdoğan.