Scholz über Meinungsblasen und Lesegewohnheiten
In einem Interview verrät Bundeskanzler Scholz, was er gerne liest und warum. Nach seiner Ansicht verfestigen soziale Medien vorhandene Meinungen. Ihn selbst reize das „Neue, Unbekannte“.
Archivbild. 13. Juli 2023, Berlin: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt an der wöchentlichen Kabinettssitzung teil. / Photo: DPA (DPA)

Soziale Medien bestätigen nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz Menschen in ihren bereits gefassten Meinungen. Das sei „der Fluch der sozialen Medien: dass wir es uns gemütlich in unseren Blasen einrichten können, wo wir nur Dinge vorgeschlagen bekommen, die zu dem passen, was wir schon immer richtig fanden“, sagte der SPD-Politiker der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Das Besondere sei aber „das Neue, Unbekannte“. Das reize ihn auch beim Lesen, sagte der Kanzler in dem Interview zu seinen Lektüregewohnheiten.

Lektüreauswahl unabhängig politischer Ausrichtung der Autoren

Er selbst wähle seine Lektüre deswegen nicht nach der politischen Ausrichtung der Verfasser aus, fuhr Scholz fort. „Nein, im Gegenteil“, ihn reize das Neue und Unbekannte. „Wenn ich nur lese, was meiner Meinung entspricht, würde ich mich um das eigentliche Abenteuer des Lesens bringen“, sagte Scholz weiter.

Bücher vermittelten viele unterschiedliche Perspektiven jenseits der eigenen Erlebnisse. „Das ist ja das Tolle an der Literatur, dass sie einen teilhaben lässt an Erfahrungen, die man nicht selber hat und oft auch nicht selber haben möchte.“ Er empfinde Bücher als „wunderbare Ergänzung“ zu den Gesprächen, die er als Politiker mit Bürgern führe, sagte Scholz. „All diese Gespräche vermitteln mir als Politiker verschiedene Einblicke und Ansichten von Bürgerinnen und Bürgern, die ganz anders leben als ich. Bücher ergänzen meine Erfahrungen um eine literarische Komponente, das will ich nicht missen.“

Scholz: „Science-Fiction-Phase“ als Juso-Chef

Weiter sagte der Kanzler: „Ich lese einfach sehr gerne. Mal mehr, mal weniger, mal sind es mehr Romane - dann wieder mehr Sachbücher. Die Phasen wechseln sich ab.“ Während seiner Zeit als Juso-Vorsitzender habe er etwa „eine intensive Science-Fiction-Phase“ gehabt.

Im Liegen lese er eher nicht, verriet Scholz: „Wenn man sich konzentrieren möchte, ist es besser, eine aufrechte Haltung einzunehmen. Also: Ich lese auf dem Stuhl, im Sessel, auf der Fensterbank, im Auto und im Flugzeug. Früher habe ich auch einfach auf dem Boden gesessen, an der Wand gelehnt und gelesen.“

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