Das jüngste Chaos bei Twitter nach der Übernahme durch den US-Milliardär Elon Musk beschäftigt auch die Bundesregierung und verschiedene Ministerien. „Die Entwicklungen bei Twitter verändern sich beinahe täglich“, sagte ein Regierungssprecher den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben). „Wenn klar wird, wie Twitter künftig agieren wird, werden wir dies analysieren und unsere Schlüsse ziehen.“ Die Bundesregierung beobachte „die Entwicklung bei Twitter sehr genau“. Auch das Bundesinnenministerium und das Außenministerium erklärten dem Bericht zufolge, die Entwicklung des Kurzbotschaftendiensts seit der Übernahme durch Musk aufmerksam zu verfolgen. „Zuverlässige und glaubwürdige Quellen in den sozialen Netzwerken sind angesichts des starken Aufkommens von Desinformation von großer Bedeutung“, erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums.
Außenministerium setzt auf Mastodon
Das Außenministerium habe vor allem Anpassungen zur Authentifizierung der Nutzer und Fragen des Datenschutzes im Blick, erklärte ein Sprecher. „Zusätzlich zu unseren Accounts bei Twitter unterhält das Auswärtige Amt seit letzter Woche auch einen Account bei Mastodon.“
Bei Mastodon handelt es sich um ein Unternehmen, das ähnliche Funktionen wie Twitter anbietet, aber dezentral und nicht gewinnorientiert arbeitet. Es war zuletzt als potenzielle Twitter-Alternative gehandelt worden.
Auch BfDI und Behörde bereits auf Mastodon aktiv
Auch der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI), Ulrich Kelber, und seine Behörde sind auf Mastodon aktiv. Den BfDI-Twitter-Account löschte die Behörde kürzlich. Kelber begründete diesen Schritt in den Funke-Zeitungen damit, dass „es bis heute nicht möglich ist, die datenschutzrechtliche Konformität des Betriebs nachzuweisen“.
Die „intransparenten Entwicklungen rund um die Übernahme von Twitter“ durch Musk und die damit verbundenen steigenden Nutzungszahlen bei Mastodon hätten „dann den endgültigen Ausschlag zum Ausstieg bei Twitter gegeben“.
Musk hatte Twitter vor rund zwei Wochen nach einem schier endlosen Streit um den Kauf übernommen und nicht nur das Management gefeuert, sondern später auch rund die Hälfte seiner 7500 Angestellten. Vor wenigen Tagen sorgte er mit einem neuen Verifizierungssymbol für Verwirrung, das er zunächst einführte und dann wieder „beerdigte“ - schließlich hieß es aber doch, es werde eingeführt.
Zuletzt hatten mehrere ranghohe Beschäftigte von Twitter das Unternehmen verlassen. Damit vergrößerte sich das Chaos weiter.