Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht die Integration geflüchteter Kinder auf einem guten Weg. Handlungsbedarf gebe es aber vor allem bei der Sprachförderung, erklärte Karliczek am Freitag mit Blick auf eine von ihrem Ministerium geförderte Langzeitstudie. Demnach funktioniert die Integration in Kita und Schule häufig bereits gut, „dank der bestehenden Strukturen und dank der enormen Anstrengungen aller Bildungsbeteiligten“.
International wegweisende Forschungsdichte
Die Sprachförderung in den Bildungseinrichtungen erreiche aber nicht alle Kinder.
Die 2016 gestartete Langzeitstudie ReGES befasst sich mit der Integration junger Geflüchteter in das deutsche Bildungssystem. Die erhobenen Daten stehen ab sofort für weitere Forschung bereit, wie Karliczek erklärte. Noch nie zuvor sei so systematisch und über einen solch langen Zeitraum die Integration von jungen Menschen mit Fluchterfahrung in das Bildungssystem untersucht worden. Auch im internationalen Vergleich existierten derartige Daten nicht.
Karliczek verwies darauf, dass ihr Ministerium bei der Sprachförderung bereits aktiv sei, etwa über eine Bund-Länder-Initiative und über die Leseförderung für Kinder mit Fluchthintergrund. Zudem solle noch in diesem Sommer eine neue Förderrichtlinie veröffentlicht werden, „mit der wir Forschungsprojekte unterstützen wollen, die wissenschaftsbasierte und gleichzeitig praxistaugliche Konzepte zur Förderung der sprachlichen Bildung für alle Kinder und Jugendlichen entwickeln“.
Vor allem in der Zeit um 2015 kamen hunderttausende Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung nach Deutschland. Sie konnten kein Deutsch, hatten die unterschiedlichsten Bildungshintergründe, mussten quasi über Nacht in das deutsche Bildungssystem aufgenommen werden. Gleichzeitig sei wenig über die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund bekannt gewesen, erklärte das Ministerium. Vergleichbare Statistiken gebe es weiterhin nicht, jedes Bundesland füge andere Daten über seine neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler zusammen.
Entwicklung soll vorerst über fünf Jahre verfolgt werden
Vor diesem Hintergrund beschloss das Ministerium nach eigenen Angaben, am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg die Längsschnittstudie „ReGES - Refugees in the German Educational System“ mit rund zwölf Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren zu fördern. Erstes Ziel ist demnach, mehr Informationen zu den Bildungsverläufen der Kinder und Jugendlichen zu erhalten. Ein weiteres Ziel sei die Untersuchung von Faktoren, die Integration fördern oder behindern können.
Hierzu wird den Angaben zufolge die Situation von rund 2400 Kindern ab vier Jahren im frühkindlichen Bereich und rund 2400 Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren in den Bundesländern Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen betrachtet.