Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums hat den Umgang von Hauptstadtjournalisten mit seiner Kollegin kritisiert. Es sei ein ganz normaler Vorgang, „dass man hier auch mal sitzt und eine Frage nicht beantworten kann und dann eine Nachlieferung verspricht“, sagte
er am Mittwoch in Berlin bei der Regierungspressekonferenz, die etwa drei Mal wöchentlich abgehalten wird.
Und wenn eine Nachlieferung versprochen sei und dieselbe Frage noch fünf Mal gestellt werde, „finde ich es nicht in Ordnung“, dass daraus ein Zusammenschnitt gebastelt und die Regierung als ahnungslos hingestellt werde.
Sprecherin konnte Frage nach Hochwasserwarnung nicht aus dem Stegreif beantworten
Bei einer Regierungspressekonferenz zwei Tage zuvor hatte die Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums die Frage unbeantwortet gelassen, wann genau die Bundesregierung über das Europäische Hochwasserwarnsystem EFAS erfahren habe, dass eine dramatische Hochwasserlage bevorstehe. Die Sprecherin sagte, ihr lägen keine Informationen darüber vor, wann, wer, wie und wo informiert worden sei und bot an, diesbezüglich selbst noch einmal nachzufragen.
Journalistinnen und Journalisten reagierten verärgert darauf, dass sie die Frage nicht beantworten konnte. Später veröffentlichte der Journalist Tilo Jung (YouTube-Kanal
„Jung & Naiv“) über seinen Social-Media-Kanal einen Zusammenschnitt mit den Ausführungen der Sprecherin unter dem Titel „Ahnungslose Regierung“. Andere Medien, darunter die „Bild“-Zeitung, veröffentlichten ebenfalls Ausschnitte aus der
Regierungspressekonferenz online.
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) schaltete sich daraufhin über Twitter ein und kritisierte das „öffentliche Bashing“ seiner Mitarbeiterin. Er zeigte sich zudem „verwundert“ über die Frage an sein Ministerium und wies auf die Zuständigkeit des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) hin.
Gewünschte Antwort nach drei Stunden nachgereicht
In den sozialen Netzwerken habe es sehr unschöne Reaktionen auf das Video mit seiner Kollegin gegeben, unter anderem auch persönliche Angriffe und Beschimpfungen, unterstrich ein Sprecher Scheuers. Diese sei zum ersten Mal in der Regierungspressekonferenz gewesen und habe das nicht verdient.
Etwa drei Stunden nach der Pressekonferenz am Montag hatte das Ministerium die gewünschte Information schließlich schriftlich nachgereicht. Es wurde mitgeteilt, dass der Deutsche Wetterdienst am 12. Juli um 6.00 Uhr, also zwei Tage vor dem Unwetter, die zuständigen Katastrophenschutzstellen der Länder, Landkreise und Kommunen über
den bevorstehenden Starkregen informiert hat.
Die Regierungspressekonferenz wird von der Bundespressekonferenz organisiert, einem Verein der Hauptstadtjournalisten.
Bundespressekonferenz: Scheuer wirft Journalisten „Bashing“ vor
22 Juli 2021
Bundesverkehrsminister Scheuer hat Kritik an Journalisten in der Bundespressekonferenz geübt. Diese würden unbeantwortete Fragen, deren nachträgliche Behandlung zugesagt worden wäre, erneut aufwerfen, um die Regierung als „ahnungslos“ darzustellen.
Agenturen
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