In den Niederlanden muss sich der Chef des dortigen Ablegers der islamfeindlichen deutschen Pegida-Bewegung wegen einer Schändung des Korans vor Gericht verantworten. Dem 54-jährigen Edwin Wagensveld werde „gruppenbezogene Beleidigung“ von Menschen aufgrund ihres Glaubens zur Last gelegt, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft in Den Haag am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Wagensveld muss demnach am 10. August vor Gericht erscheinen, bei einer Verurteilung drohen ihm mindestens ein Jahr Haft oder eine Geldstrafe in Höhe von 9000 Euro.
Der in Deutschland ansässige Wagensveld hatte sich im Januar dabei gefilmt, wie er alleine in der Nähe des niederländischen Parlaments in Den Haag Seiten aus einem Exemplar des Koran riss und anschließend darauf herumtrampelte. Zudem verglich er das heilige Buch des Islam mit Adolf Hitlers antisemitischer Hetzschrift „Mein Kampf“.
Die Staatsanwaltschaft erklärte, zwar sei das Zerreißen des Koran von dem weitreichenden Recht auf Religionskritik in den Niederlanden gedeckt. Allerdings könnten Wagensvelds Aussagen während seines Auftritts strafbar sein, da die „vorsätzliche Beleidigung einer Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung“ eine Straftat sei.
Wagensveld hatte niederländischen Medien zufolge bei der Aktion unter anderem gesagt, der Koran sei „ein faschistisches Buch“ und „genau so schlimm wie „Mein Kampf“. Die „Anhänger“ des Koran hätten „die gleiche Ideologie wie Hitler“.
Wagensvelds Aktion hatte massive Proteste ausgelöst: Türkiye bestellte als Reaktion den niederländischen Botschafter ein. In Den Haag fand nach dem Vorfall eine friedliche Demonstration gegen Muslimfeindlichkeit statt, an der Hunderte Menschen teilnahmen.
Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark
Auch in Schweden und Dänemark war es dieses Jahr zu öffentlichen Koranschändungen gekommen.
Im Januar hatte der rechtsextreme Politiker Rasmus Paludan in Stockholm in der Nähe der türkischen Botschaft eine Kopie des Korans unter Polizeischutz verbrannt. Binnen weniger Tage zündete Paludan einen Koran vor einer Moschee in Kopenhagen an. Seine provokativen Aktionen und die Genehmigung schwedischer und dänischer Behörden mit Verweis auf die Meinungsfreiheit sorgten weltweit für Entsetzen.
Auch die islamfeindliche Gruppe „Patrioterne Gar Live“ sorgte wenige Wochen später mit einer Koranschändung in Kopenhagen, die auf Facebook gestreamt wurde, für viel Empörung.
Im Juni verbrannte ein Mann Seiten der heiligen Schrift vor der größten Moschee in Stockholm – ausgerechnet am muslimischen Feiertag Eid al-Adha. Die schwedischen Behörden hatten den Protest wieder einmal nicht untersagt. Am Dienstag kündigte der UN-Menschenrechtsrat eine Dringlichkeitssitzung wegen des Vorfalls an.