Um sich von der russischen Energieabhängigkeit zu lösen, will die EU künftig deutlich mehr Gas aus Aserbaidschan importieren. Die EU wird jedoch die Zustimmung Türkiyes einholen müssen, um ihre Erdgasversorgung vor dem Winter zu sichern. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag berichtete, enthält das TANAP-Abkommen zwischen Ankara und Baku eine Klausel, die türkischen Abnehmern Vorrang bei Kapazitätserhöhungen gewährt. Demnach sieht das 2012 zwischen Ankara und Baku unterzeichnete Abkommen bezüglich Lieferungen über die Transanatolische Erdgaspipeline (TANAP) vor, dass Türkiye ein Erstzugriffsrecht auf zusätzliche Pipelinekapazitäten zukommt. Mit Blick auf die kürzlich zwischen der EU und Aserbaidschan unterzeichnete Absichtserklärung über den Ausbau von Erdgaslieferungen müsse dies beachtet und die Zustimmung Türkiyes eingeholt werden, hieß es im Bericht. Aserbaidschanisches Gas gegen Abhängigkeit von Russland EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Energiekommissarin Kadri Simson unterzeichneten am Montagabend während ihrer Reise nach Aserbaidschan eine Absichtserklärung zur Verdoppelung der derzeitigen Erdgasbezüge aus Baku. Die EU ist in hohem Maße von russischem Gas abhängig.
Die EU arbeitet deshalb daran, die russischen Lieferungen durch solche von anderen Lieferanten zu ersetzen, und bewegt sich laut von der Leyen „auf zuverlässigere Energielieferanten zu“. Einer dieser Lieferanten soll die Turkrepublik Aserbaidschan sein, die über riesige Erdgasreserven verfügt.
Weitere Erhöhung der Lieferkapazität theoretisch möglich
Die TANAP ist der zentrale Teil des Südlichen Gaskorridors, der das riesige Schah-Deniz-Gasfeld in Aserbaidschan über die Südkaukasus-Pipeline und die Transadriatische Pipeline (TAP) mit Europa verbindet. Die jährliche Lieferkapazität der TANAP und ihrer Verlängerung TAP soll von derzeit 10 auf künftig 20 Milliarden Kubikmeter verdoppelt werden.
Theoretisch wäre es möglich, die Kapazität der TANAP auf bis zu 31 Milliarden Kubikmeter zu erhöhen. Dafür sind jedoch Investitionen sowie zusätzliche Protokolle und Vereinbarungen erforderlich.