Atomstreit: Frankreich will Iran-kritische Resolution bei IAEA vorlegen
Frankreich hat eine Iran-kritische Resolution beim IAEA angekündigt. Präsident Macron fordert Teheran zur Einhaltung von Verpflichtungen auf. Der Iran droht, im Fall einer Annahme der Resolution die Interims-Vereinbarung mit der IAEA zu „beenden“.
Frankreich kündigt Iran-kritische Resolution bei IAEA an (Reuters)

Frankreich will der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) eine Iran-kritische Resolution vorlegen. In der gemeinsamen Erklärung wollen die europäischen Unterzeichnerstaaten des Internationalen Atomabkommens Frankreich, Deutschland und Großbritannien ihre „ernste Besorgnis“ darüber zum Ausdruck bringen, dass der Iran die Inspektion seiner Atomanlagen nur noch eingeschränkt zulasse. Die iranische Entscheidung „wird uns in den kommenden Tagen dazu veranlassen, im Rahmen des Gouverneursrates“ der IAEA Protest einzulegen, teilte der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian mit und bestätigte damit eine Information aus Diplomatenkreisen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte den iranischen Präsidenten Hassan Rohani am Dienstag bei einem Telefongespräch zu „klaren Gesten“ auf, dass er seinen Verpflichtungen „unverzüglich“ nachkommen werde. Bei dem Gespräch habe der französische Präsident gegenüber seinem iranischen Kollegen „seine tiefe Besorgnis“ über die Entscheidungen ausgedrückt, die der Iran „in Verletzung des Wiener Abkommens“ getroffen habe, teilte der Elysée-Palast mit.

Bei Annahme einer Resolutuion – IAEA will Interims-Vereinbarung „beenden“

Die angekündigte Resolution könnte zum vorzeitigen Ende einer Übergangslösung führen, mit der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi vor rund einer Woche noch schärfere Einschnitte in die Überwachung des iranischen Atomprogramms knapp verhindert hatte. Die iranische Regierung hatte gedroht, die Interims-Vereinbarung mit der IAEA im Fall der Annahme einer solchen Resolution zu „beenden“. Am Dienstag warnte der Iran erneut vor einem entsprechenden Schritt. Regierungssprecher Ali Rabii sagte, die Annahme der Resolution könne die Bemühungen um eine Rettung des Atomabkommens von 2015 gefährden. Zugleich versicherte Rabii, die iranische Führung bleibe an einer abgestimmten Lösung interessiert. Die fünf UN-Vetomächte USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China sowie Deutschland hatten das Atomabkommen mit dem Iran im Juni 2015 nach jahrelangen Verhandlungen geschlossen. Es soll die Islamische Republik am Bau von Atomwaffen hindern. Der frühere US-Präsident Donald Trump kündigte die Vereinbarung jedoch 2018 auf und ließ neue Sanktionen gegen den Iran verhängen, unter denen die Wirtschaft des Landes massiv leidet. Teheran zog sich seinerseits seither schrittweise von seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurück. Trumps Nachfolger Joe Biden will das Abkommen wiederbeleben, verlangt jedoch, dass Teheran vor einer Aufhebung der Sanktionen die Vereinbarung wieder einhält. Dagegen macht der Iran die Aufhebung der US-Strafmaßnahmen zur Vorbedingung dafür, dass das Land sich wieder in vollem Umfang an das Abkommen hält.

AFP