Nach der chaotischen Twitter-Übernahme durch den US-Milliardär Elon Musk hat der Weggang von mehreren ranghohen Beschäftigten des Unternehmens für zusätzlichen Wirbel gesorgt. Ihren Abschied von dem Internetdienst erklärten unter anderem Sicherheitschefin Lea Kissner, der für Datenschutz zuständige Damien Kieran und auch der Abteilungsleiter für Sicherheit und Integrität des Dienstes, Yoel Roth. Musk selbst schloss gar vor der Belegschaft eine Pleite nicht gänzlich aus. „Ich habe die schwere Entscheidung getroffen, Twitter zu verlassen“, schrieb Kissner. Besonders pikant ist der Rückzug von Roth, auf dessen Twitter-Profil am späten Donnerstagabend bereits die Info „ehemaliger“ Mitarbeiter stand. Noch kürzlich hatte er Musks Moderationspolitik vor Werbekunden verteidigt und die vielen Kursänderungen erklärt. Musk hatte Twitter vor rund zwei Wochen nach einem schier endlosen Streit um den Kauf übernommen und nicht nur das Management gefeuert, sondern später auch rund die Hälfte seiner 7500 Angestellten. Vor wenigen Tagen sorgte er mit einem neuen Verifizierungssymbol für Verwirrung, das er zunächst einführte und dann wieder „beerdigte“ - schließlich hieß es aber doch, es werde eingeführt und gelte zunächst für staatliche und kommerzielle Einrichtungen. Musk wendet sich an verbliebene Beschäftigte Erstmals seit der Entlassungswelle wandte sich Musk nun am Donnerstag an die verbliebenen Beschäftigten. Er forderte sie auf, Twitter dabei zu helfen, eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer zu erreichen. Er warnte zudem, dass Twitter viel Geld verliere: „Es ist möglich, dass wir ein Liquiditätsdefizit von mehreren Milliarden haben werden“, schrieb er in Mitteilungen, die die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte. Damit warnte er vor einer möglichen Pleite. „Sie haben vielleicht mitbekommen, dass ich eine Reihe von Tesla-Aktien verkauft habe. Der Grund, weshalb ich das getan habe, ist, Twitter zu retten“, äußerte Musk weiter. Der Milliardär schwor seine Beschäftigten auf harte Zeiten ein: Der Weg werde mühsam werden, die Mitarbeiter müssten „mindestens 40 Stunden pro Woche persönlich im Büro sein“. Von der Möglichkeit, mobil zu arbeiten, hatten in der Vergangenheit zahlreiche Twitter-Beschäftigte Gebrauch gemacht. US-Verbraucherschutzbehörde FTC spricht Warnung aus
Das Chaos der vergangenen Tage veranlasste sogar die US-Verbraucherschutzbehörde FTC (Federal Trade Commission) zu einer seltenen Warnung. „Wir verfolgen die jüngsten Entwicklungen bei Twitter mit großer Sorge. Kein Geschäftsführer oder Unternehmen steht über dem Gesetz“, erklärte ein Sprecher. Verstöße gegen ein Abkommen mit der Behörde in Sachen Datensicherheit und Datenschutz könnten Bußgelder in Millionenhöhe nach sich ziehen.
Dem Internetdienst macht auch der Rückzug von Werbekunden zu schaffen, die ihre Ausgaben angesichts der Probleme vorerst auf Eis legten. Noch immer hängt das Wirtschaftsmodell des Unternehmens zu 90 Prozent von Werbung ab. Experten gehen mittlerweile von 39 Prozent weniger Werbeeinnahmen in den Jahren 2023 und 2024 aus.
Der Experte Dan Ives, Analyst bei der Investmentfirma Wedbush äußerte die Einschätzung, dass sich das Durcheinander bei Twitter auch negativ auf Tesla auswirken könnte. Er sprach von einem „Zirkus“ bei Twitter, der aufhören müsse. Die „größte Sorge“ sei die Zerstörung der Tesla-Marke.