Saudi-Arabien soll Amazon-Chef gehackt haben
Niemand ist vor Hackern sicher. Auch nicht Jeff Bezos, der Amazon-Chef. Nun soll auch er gehackt worden sein. Laut Medienberichten soll der saudische Kronprinz dahinter stecken.
Amazon CEO Jeff Bezos mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (Archivbild)  (AFP)

Das Handy von Amazon-Gründer Jeff Bezos soll 2018 gehackt worden sein - laut Guardian könnte dafür der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman verantwortlich sein.

Die britische Zeitung schrieb am Dienstagabend unter Berufung auf anonyme Quellen, Bezos - der auch Washington Post-Besitzer ist - habe im Mai 2018 eine verschlüsselte WhatsApp-Nachricht erhalten, die offenbar vom persönlichen Konto des Kronprinzen gesendet worden sei.

Nach den Ergebnissen einer digitalen forensischen Analyse habe eine schadhafte Videodatei das Handy infiziert. Innerhalb weniger Stunden seien von Bezos' Handy große Datenmengen heruntergeladen worden.

Bericht soll der UN vorgelegt werden

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte laut Reuters, diese Vermutung werde von zwei Vertretern der Vereinten Nationen (UN) geteilt. Die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche Tötungen, Agnes Callamard, und der UN-Sonderberichterstatter für freie Meinungsäußerung, David Kaye, kündigten via Twitter eine Stellungnahme zu dem Pressebericht noch für Mittwoch an.

Die beiden UN-Vertreter seien der Überzeugung, dass der Bericht glaubwürdig sei. Diese Einschätzung hätten auch externe Fachleute vertreten. Nach deren Ansicht sei der Fall zwar nicht völlig hieb- und stichfest, aber die Hinweise seien stark genug, um eine weitere Untersuchung zu rechtfertigen. Die beiden UN-Vertreter arbeiteten an einem umfassenden Bericht, der voraussichtlich im Juni den Vereinten Nationen vorgelegt werden solle, sagte der Insider.

Laut Guardian hatten die beiden Männer zuvor einen freundlichen WhatsApp-Austausch. Die Zeitung habe aber keine Kenntnisse, welche Daten vom Handy des reichsten Mannes der Welt abgeflossen seien.

Die US-Boulevardzeitung National Enquirer hatte Anfang des Jahres 2019 intime Details über das Privatleben des Multimilliardärs veröffentlicht - bislang war die Herkunft des Materials nicht zweifelsfrei geklärt.

Der Fall Jamal Khashoggi

Die saudi-arabische Botschaft in den USA nannte den Fall „absurd“ und forderte weitere Belege für die Anschuldigungen. Amazon wollte sich nicht zu der Angelegenheit äußern.

Saudi-Arabiens Außenminister Prinz Faisal bin Farhan Al-Saud hat Vorwürfe als abwegig zurückgewiesen, dass Kronprinz Mohammed bin Salman in einen Hackerangriff auf Amazon-Chef Jeff Bezos verwickelt sei.

„Ich denke, das Wort ‚absurd' passt genau“, sagte Prinz Faisal am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. „Der Gedanke, dass der Kronprinz Jeff Bezos' Telefon hacken würde, ist absolut lächerlich.“

Die Beziehungen zwischen Bezos und Saudi-Arabien gelten als angespannt. Am 2. Oktober 2018 wurde der Journalist Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet. Khashoggi arbeitete auch als Kolumnist für die Zeitung Washington Post, die zum Geschäftsimperium von Bezos gehört.

Reuters