Raumfahrt: Der neue Wettlauf zum Mond
Indien schreibt mit der Mondlandung der Sonde Chandrayaan-3 Geschichte. Auch andere Länder wie Türkiye, Russland, China und die USA verfolgen ehrgeizige Projekte. Der Erdtrabant ist attraktiver denn je.
23.08.2023, Indien, Bengaluru: Journalisten filmen die Live-Übertragung der Landung des Raumschiffs „Chandrayaan-3“ auf dem Mond in der ISRO-Einrichtung für Telemetrie, Ortung und Kommandonetz. / Photo: DPA (DPA)

Ganz Indien schaut zum Mond: Die Raumsonde Chandrayaan-3 ist am Mittwoch kurz nach 18.00 Uhr (Ortszeit: 14.30 MESZ) auf dem Erdtrabanten gelandet, wie die indische Weltraumbehörde ISRO mitteilte. Indien ist damit das vierte Land, dem eine sanfte Landung auf dem Mond glückte.

Raumfahrtnationen wie die USA, Russland und China und neue Mitspieler wie Indien zieht es wieder zum Erdtrabanten, für einige ist es ein erster Schritt in Richtung Mars. Ein Überblick über die aktuellen Mondmissionen:

Indien

Die unbemannte Rakete mit der Sonde Chandrayaan-3 war am 14. Juli von der südindischen Insel Sriharikota ins All gestartet. Die Mondsonde brauchte deutlich länger zu dem Erdtrabanten als etwa die bemannten Apollo-Missionen der USA in den 1960er- und 70er-Jahren. Dafür sind die Kosten der indischen Mission mit umgerechnet etwa 66 Millionen Euro deutlich geringer als in anderen Ländern.

Vor vier Jahren hatte Indien schon einmal versucht, eine Rakete zum Mond zu schicken. Damals riss kurz vor der geplanten Landung der Kontakt zum Kontrollzentrum auf der Erde ab.

Türkiye

Auf die erst 2018 gegründete türkische Weltraumagentur (TUA) kommt viel Arbeit zu. Das Land hat im Februar 2021 ein ehrgeiziges Weltraumprogramm angekündigt, das unter anderem vorsieht, eine Sonde zum Mond zu schicken und später auch Astronauten. Bereits im April 2021 testete Türkiye erfolgreich ein Hybridtriebwerk für eine Rakete, die bei der geplanten Mondmission zum Einsatz kommen soll.

Türkiye wolle im „globalen Wettlauf ins All“ in die erste Liga aufsteigen, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan bei der Vorstellung des Programms. Sein Land solle zu einem globalen Wettbewerber in der Satellitentechnologie werden. Im August wurde eine Forschungsrakete des staatlichen Rüstungsunternehmens Roketsan gestartet.

Russland

Der Start der Sonde Luna-25 am 11. August sollte die erste russische Mondmission seit fast einem halben Jahrhundert einläuten. Die Sonde schaffte es am 16. August in die Umlaufbahn des Erdtrabanten, stürzte dann aber drei Tage später auf die Mondoberfläche. Luna-25 sollte ein Jahr auf dem Mond bleiben und Bodenproben sammeln und analysieren.

Der Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, Juri Borissow, machte die Unterbrechung des Mondprogramms im Jahr 1976 für den Absturz verantwortlich. Präsident Wladimir Putin will in der Raumfahrt künftig enger mit China zusammenarbeiten, da der Westen seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr mit seinem Land kooperiert.

China

China will bis 2030 eine bemannte Mission zum Mond schicken und dort eine Weltraumbasis aufbauen. 2019 hatte die Volksrepublik als erstes Land eine Sonde auf der Rückseite des Mondes landen lassen. Ein Jahr später brachte ein chinesischer Mondroboter zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren Bodenproben zurück zur Erde.

Jahrzehnte nach der Sowjetunion und den USA hatte China 2003 als drittes Land der Erde einen Menschen ins All geschickt. Peking investierte mehrere Milliarden Dollar, um den Vorsprung von Nasa und Roskosmos aufzuholen.

USA

Die Nasa plant mit Hilfe von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX für 2025 eine Mondlandung. Der Termin muss jedoch möglicherweise verschoben werden, weil das Landungssystem von SpaceX noch nicht einsatzbereit ist, zudem war eine SpaceX-Rakete im April bei einem ersten Test explodiert.

Mit ihrer Mission Artemis 3 will die Nasa zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert wieder US-Astronauten auf den Mond bringen, darunter erstmals eine Frau und ein Afroamerikaner. Langfristig sollen die Mondmissionen der Nasa die Reise in Richtung Mars vorbereiten.

Neue und weitere Konkurrenz

Neue Technologien haben die Kosten für Raumfahrtmissionen gesenkt und den Weg ins All für weitere Staaten und private Unternehmen geöffnet. Südkorea schickte im Dezember 2022 erfolgreich eine Sonde in die Mondumlaufbahn, in den nächsten zehn Jahren soll eine Sonde auf dem Mond landen.

Missionen anderer Länder sind hingegen bisher gescheitert: Eine Sonde der israelischen Organisation SpaceIL war 2019 abgestürzt, ebenso wie die japanische Sonde Hakuto im vergangenen April. Noch in diesem Jahr wollen unterdessen zwei private US-Unternehmen zum Mond fliegen.

TRT Deutsch und Agenturen