Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) zieht ein militärisches Eingreifen nach dem Putsch im Niger als „letzte Option“ in Betracht. Eine Militärintervention sei „die letzte Option auf dem Tisch, der letzte Ausweg“, sagte der für politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit zuständige Ecowas-Vertreter Abdel-Fatau Musah am Mittwoch bei einem Treffen der Militärchefs des Bündnisses in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. „Wir müssen uns auf die Eventualität vorbereiten.“ Eine Abordnung der Ecowas sei derzeit im Niger, um „zu verhandeln“.
Die Ecowas-Militärchefs sind bis Freitag in Abuja, um über den Staatsstreich im Niger zu sprechen. Die Ecowas-Delegation, die in den Niger gereist ist, wird den Angaben zufolge vom ehemaligen nigerianischen Präsidenten Abdulsalami Abubakar geleitet.
In der vergangenen Woche hatten Militärs im Niger den seit 2021 amtierenden Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Ende der Woche erklärte sich dann der bisherige Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, zum neuen Machthaber. Nigers fünfter Staatsstreich seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 hat bei den Nachbarn und westlichen Verbündeten des Sahel-Landes Besorgnis ausgelöst.
Bereits am Sonntag verhängte die Ecowas Sanktionen gegen die selbsterklärten Machthaber. Sie forderte die Wiedereinsetzung des von den Putschisten festgesetzten Präsidenten Bazoum und drohte auch mit dem „Einsatz von Gewalt“.
Im Zuge der Sanktionen hat Nigeria inzwischen seine Stromlieferungen an das Nachbarland gekappt. „Seit gestern hat Nigeria die Leitung für den Stromtransport in den Niger abgeschaltet“, sagte ein Mitarbeiter des staatlichen nigerianischen Stromversorgers Nigelec der Nachrichtenagentur AFP. Der Niger bezieht demnach 70 Prozent seines Stroms aus Nigeria.
USA und Großbritannien ziehen Mitarbeiter aus Niger ab
Das US-Außenaußenministerium hat vorübergehend die Ausreise von amerikanischen Regierungsmitarbeitern aus dem Land angeordnet. Das teilte das Ministerium am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington mit. Eine Notfallbesetzung bleibe vor Ort. Auch Familienmitglieder von Mitarbeitern sollten vorerst das Land verlassen. Die Botschaft in der Hauptstadt Niamey bleibe für begrenzte Notfalldienste für US-Bürger geöffnet. Andere routinemäßige konsularische Dienste würden ausgesetzt.
Weltbank setzt Zahlungen an Niger vorerst aus
Die Weltbank hat Zahlungen an das Land bis auf Weiteres ausgesetzt. Das teilte die Weltbank am Mittwoch in Washington mit. Ausnahme seien Partnerschaften mit dem Privatsektor, die «mit Vorsicht» fortgesetzt würden. „Wir sind alarmiert über die Versuche, die demokratisch gewählte Regierung im Niger zu stürzen“, hieß es in der Stellungnahme. Die Weltbank werde die Lage weiter genau beobachten.