Nach US-Drohnenangriff in Kabul: Forderung nach Entschädigung
Der tödliche US-Drohnenangriff auf Zivilisten in Kabul sorgt weiterhin für Wut in der Bevölkerung. Die Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission fordert „Wiedergutmachung und Gerechtigkeit“.
Nach US-Drohnenangriff in Kabul: Afghanistan fordert Entschädigung (Archivbild) (AFP)

Der Tod von Zivilisten und Kindern bei einem US-Luftangriff in Kabul Ende August hat trotz einer Entschuldigung des US-Militärs in Afghanistan Wut und Entschädigungsforderungen ausgelöst. „Gut zu sehen, dass die Wahrheit vom Pentagon anerkannt wird“, twitterte die Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission, Schaharsad Akbar, auf Twitter. „Jetzt Wiedergutmachung und Gerechtigkeit“.

Sieben Kinder bei US-Drohnenangriff getötet

Das US-Militär hatte am Freitag eingeräumt, bei dem Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt unschuldige Menschen statt Extremisten getötet zu haben. Bis zu zehn Unschuldige, darunter bis zu sieben Kinder, seien ums Leben gekommen. Der Luftangriff sei ein „tragischer Fehler“ gewesen, sagte General Kenneth McKenzie, der das Kommando der US-Streitkräfte im Nahen Osten (Centcom) führt. „Es wirkt so, als wollten die USA mit einer Entschuldigung alles abschließen“, sagte der prominente afghanische Fernsehmoderator Muslim Schirsad. Doch das allein könne den Schmerz der Hinterbliebenen nicht lindern. Er forderte die USA auf, Entschädigungen zu zahlen.

Human Rights Watch fordert unabhängige Untersuchung des Vorfalls

„Worte des Bedauerns reichen nicht aus“, sagte auch die stellvertretende Asien-Direktorin bei Human Rights Watch, Patricia Gossman. Es bedarf einer „gründlichen und unabhängigen Untersuchung“ des US-Drohnenangriffs. Dieses Vorgehen seitens der USA sei nicht neu, in den vergangenen 20 Jahren aber „völlig ungestraft“ geblieben. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan Mitte August hatten die USA und ihre internationalen Partner eine großangelegte Evakuierungsmission gestartet, um westliche Staatsbürger und schutzbedürftige Afghanen außer Landes zu bringen. Inmitten des Evakuierungseinsatzes wurden Ende August bei einer Terrorattacke des Daesh, der mit den Taliban verfeindet ist, vor dem Flughafen von Kabul Dutzende Afghanen und 13 US-Soldaten getötet.

Daesh-K im Visier der USA

Die USA reagierten daraufhin mit Luftangriffen und nahmen Kämpfer von Daesh-K ins Visier, einem örtlichen Ableger des Daesh. In Kabul griff das US-Militär am 29. August mit einer Drohne ein Auto an, in dem die Amerikaner Daesh-K-Anhänger vermuteten. Mittlerweile halte man es für unwahrscheinlich, dass das Fahrzeug und die getöteten Personen mit Daesh-K in Verbindung gestanden hätten. Medien hatten bereits kurz nach dem Luftanschlag berichtet, dass mehrere Zivilisten ums Leben gekommen seien.

DPA