Mordfall Malcolm X: Schadenersatzklage gegen New York nach Freisprüchen
Ein 1966 im Mordfall Malcolm X zu Unrecht zu lebenslanger Haft verurteilter Mann fordert mindestens 20 Millionen Dollar. Seine Anwälte wollen auch im Namen der Familie eines bereits verstorbenen fälschlich Verurteilten Schadenersatzklagen einreichen.
Archivfoto vom 18. November 2021: Muhammad Aziz verlässt das Gerichtsgebäude, nachdem seine Verurteilung wegen der Ermordung von Malcolm X in New York aufgehoben worden war. (AFP)

Einer der beiden Männer, die wegen der Ermordung der US-Bürgerrechtsikone Malcolm X jahrzehntelang zu Unrecht im Gefängnis saßen, fordert nach seinem Freispruch Schadenersatz vom Bundesstaat New York. Der 83-jährige Muhammad Aziz erklärte am Dienstag, er verlange in seiner Schadenersatzklage mindestens 20 Millionen Dollar (17,7 Millionen Euro). Aziz will auch die Stadt New York auf 40 Millionen Dollar verklagen, wenn innerhalb von 90 Tagen keine Vereinbarung getroffen wird.

Mehr als 55 Jahre nach der Ermordung von Malcolm X hatte eine New Yorker Richterin im November die Schuldsprüche gegen Aziz und den 2009 verstorbenen Khalil Islam für ungültig erklärt. Beide Männer waren 1966 zu lebenslanger Haft verurteilt worden und Mitte der 1980er Jahre nach rund zwei Jahrzehnten aus dem Gefängnis freigekommen.

„Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, mir die Freiheit zu nehmen und meiner Familie einen Ehemann, einen Vater und einen Großvater zu nehmen, sollten zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte Aziz bei der Ankündigung seiner Klage. Seine Anwälte kündigten an, auch im Namen der Familie des verstorbenen Islam Schadenersatzklagen einzureichen.

Malcolm X war am 21. Februar 1965 bei einem Auftritt in New York von drei Angreifern erschossen worden. Aziz und Islam beteuerten ihre Unschuld und konnten Alibis vorweisen. Sie wurden trotzdem 1966 zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein dritter Verurteilter, Mujahid Abdul Halim, hatte in dem Prozess ein Geständnis abgelegt, die beiden anderen Männer aber als unschuldig bezeichnet. Richterin: Fall „schreit nach grundlegender Gerechtigkeit“

Aziz wurde 1985 aus dem Gefängnis entlassen. Islam kam 1987 frei und starb 2009. Der heute 80-jährige Halim kam 2010 auf freien Fuß. Die drei Männer gehörten der Schwarzen-Bewegung Nation of Islam an, mit der Malcolm X gebrochen hatte.

„Ich bedaure, dass dieses Gericht die schweren Justizirrtümer in diesem Fall nicht rückgängig machen und Ihnen die vielen verlorenen Jahre zurückgeben kann“, hatte die New Yorker Richterin Ellen Biben im November gesagt. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass dieser Fall nach grundlegender Gerechtigkeit schreit.“
Der New Yorker Staatsanwalt Cyrus Vance, der eine Überprüfung des Falls eingeleitet hatte, entschuldigte sich für eine „jahrzehntelange Ungerechtigkeit“. Im Zuge 22-monatiger Ermittlungen sei klar geworden, dass Aziz und Islam nach der Ermordung von Malcolm X „keinen gerechten Prozess erhalten haben“.

Die erneute Untersuchung war nach Ausstrahlung der Netflix-Dokumentation „Who Killed Malcolm X?“ („Wer hat Malcolm X umgebracht?“) gestartet worden. In der Dokumentation wird die These vertreten, dass Aziz und Islam unschuldig sind und Halim bei der Ermordung des Bürgerrechtlers gemeinsam mit vier anderen Männern handelte.

AFP