Der EU-Botschafter im Sudan ist nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in seiner eigenen Residenz angegriffen worden. Die Tat stelle einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar, schrieb der Spanier am Montagabend im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Sicherheit diplomatischer Räumlichkeiten und des Personals liege primär in der Verantwortung der sudanesischen Behörden und sei eine völkerrechtliche Verpflichtung.
Angaben zur Art des Angriffs sowie zu dem Täter oder den Tätern machte Borrell nicht. Er ließ auch unklar, ob der Botschafter verletzt wurde oder mit dem Schrecken davonkam. Borrell schrieb lediglich, dass sich der Angriff einige Stunden zuvor ereignet habe. Die EU wird in dem nordostafrikanischen Land durch den irischen Diplomaten Aidan O'Hara vertreten. Aus Diplomatenkreisen hieß es am Abend in Brüssel, O'Hara sei wohlauf und nicht verletzt worden.
Kurz zuvor hatte Borrell mitgeteilt, dass sich die EU angesichts der schweren Gefechte im Sudan um Einfluss auf die Konfliktparteien des innerstaatlichen Machtkampfes bemüht. Man arbeite daran, beide Seiten davon zu überzeugen, eine humanitäre Feuerpause in Erwägung zu ziehen, teilte er mit. Die Zivilisten bräuchten dringend eine Waffenruhe.
Bereits 185 Tote gemeldet
Bei den jüngsten Kämpfen im Sudan wurden nach Angaben der Vereinten Nationen vom Montag mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt. Der schon lange schwelende Machtkampf zwischen der Armee unter Kommando von Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) seines Vizes Mohammed Hamdan Daglo war am Wochenende eskaliert. Seitdem gibt es schwere Gefechte in dem rund 46 Millionen Einwohner zählenden Land im Nordosten Afrika.