Japan: Beben der Stärke 7,3 vor Küste von Fukushima
Ein Erdbeben hat elf Jahre nach dem Tsunami erneut Angst im Osten Japans geschürt. Mindestens ein Mensch kam bei dem Beben der Stärke 7,3 um. Auch die Hauptstadt Tokio wurde erschüttert – etwa 700.000 Haushalte waren von einem Stromausfall betroffen.
16.03.2022, Japan, Tokio: Ein Polizist steht während eines Stromausfalls in der Hauptstadt auf der Straße und leitet den Verkehr. (Kyodo News/AP/dpa)

Ein starkes Beben der Stärke 7,3 hat am späten Mittwochabend den Osten Japans erschüttert. Für Gebiete in der Nähe des 2011 havarierten Atomkraftwerks Fukushima wurde eine Tsunami-Warnung ausgegeben, die in der Nacht wieder aufgehoben wurde. In dem Kraftwerk seien jedoch keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden, erklärte die Atomaufsichtsbehörde. Mindestens ein Mensch starb, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. In mehr als zwei Millionen Haushalten fiel der Strom aus.

Nach Angaben der japanischen Wetterbehörde lag das Zentrum des Bebens in einer Tiefe von rund 60 Kilometern vor der Küste der Region Fukushima. Demnach ereignete sich das Beben um 23.36 Uhr Ortszeit (15.36 MEZ).

Keine ungewöhnlichen Vorgänge am AKW registriert

Die Wetterbehörde warnte zunächst vor ein Meter hohen Flutwellen in den Präfekturen Fukushima und Miyagi. Später teilte sie mit, in der Stadt Ishinomaki in Miyagi seien nur 30 Zentimeter hohe Wellen gemessen worden. Stunden später wurde die Tsunami-Warnung von den Behörden wieder aufgehoben.

Das Beben erschütterte auch die Hauptstadt Tokio. Rund zwei Millionen Haushalte waren nach Angaben des Energieversorgers Tepco in der östlichen Region Kanto ohne Strom, darunter 700.000 allein in Tokio. Laut Kyodo war die Stromversorgung gegen 04.00 Uhr morgens wieder hergestellt. Im Nordosten waren 156.000 Haushalte ohne Strom, wie der regionale Energieversorger Tohoku Electric Power mitteilte.

Tepco überprüfte das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi, wo sich 2011 die Reaktorkatastrophe ereignet hatte, wie das Unternehmen auf Twitter mitteilte. Die Atomaufsichtsbehörde meldete wenig später, dass dort keine ungewöhnlichen Vorgänge festgestellt worden seien. Allerdings fielen kurzzeitig die Pumpen in Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente in zwei anderen Atomkraftwerken in Fukushima und Onagawa aus, wie die Atomaufsicht weiter mitteilte. Sie hätten schnell wieder den Betrieb aufgenommen.

„Die Polizei und die Krankenwagen in Fukushima und der Nachbarregion Miyagi wurden mit Anrufen überschwemmt“, sagte Regierungssprecher Hirokazu Matsuno. „Wir tun unser Bestes, um das Ausmaß der Schäden zu beurteilen.“

Erdbeben eine häufige Erscheinung in Japan

Nördlich von Fukushima entgleiste ein Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug, wie die Bahngesellschaft JR East mitteilte. Unmittelbare Berichte über Verletzte gab es keine. In der Stadt Sendai stürzte eine Steinmauer des Aoba-Schlosses ein.

Die Regierung warnte die Menschen in der Region vor schweren Nachbeben in der kommenden Woche.

Im März 2011 hatte ein Seebeben der Stärke 9,0 vor Japans Nordostküste und ein anschließender Tsunami die Reaktorkatastrophe in dem am Meer gelegenen AKW ausgelöst. Etwa 18.500 Menschen starben damals oder gelten bis heute als vermisst, die meisten Opfer sind allerdings auf die bis zu 16,7 Meter hohen Flutwellen zurückzuführen.

Japan liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten aufeinander stoßen. Das Land wird deshalb regelmäßig von Beben heimgesucht. Strenge Bauvorschriften sollen sicherstellen, dass die Gebäude auch starken Erschütterungen standhalten. Doch die Erinnerung an die Dreifach-Katastrophe von 2011 ist immer noch präsent.

AFP