Coronavirus in China: Neuinfektionen in Hubei verzehnfacht
Die Anzahl der Coronavirus-Infektionen in China ist sprungartig angestiegen. Grund dafür: Die Erfassung von Diagnoseergebnissen wurde nach einer Untersuchung „überarbeitet“. Indes reagierte Peking mit der Entlassung von lokalen Parteichefs.
Eine Sicherheitsbeamte mit Schutzmaske kontrolliert die Temperatur eines Passagiers nach dem Ausbruch an einer Autobahnmautstelle am Vorabend der chinesischen Mondneujahrsfeierlichkeiten in Xianning. (Reuters)

Eine neue Einstufung der Ansteckungen in der schwer vom Coronavirus Sars-CoV-2 besonders betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina hat zu einem drastischen Anstieg offiziell gemeldeter Fälle geführt. Die Zahl erfasster Todesfälle habe sich mit 242 innerhalb eines Tages mehr als verdoppelt, berichtete die Gesundheitskommission der Provinz am Donnerstag.

Die Zahl neuer Infektionen in Hubei verzehnfachte sich im Vergleich zu den Tagen davor fast: Mehr als 14.800 Fälle kamen hinzu. Allein in Hubei gibt es damit nun gut 48.200 offiziell erfasste Infektionen, landesweit sind es mindestens rund 59.000.

Wie die Gesundheitskommission der Provinz Hubei mitteilte, wurde die Erfassung von Diagnoseergebnissen nach einer Untersuchung „überarbeitet“. Patienten seien gemäß der neuen Klassifikation hinzugefügt worden. Demnach werden seit Donnerstag auch klinische Diagnosen in die Statistik bestätigter Fälle aufgenommen.

Experten vermuten hohe Dunkelziffer

Wie die Zeitung „China Daily“ unter Berufung auf chinesische Experten erläuterte, können Ärzte jetzt eine offizielle Diagnose stellen, die auf einer Kombination von Faktoren wie Lungenbildern, dem physischen Zustand und der epidemiologischen Vorgeschichte beruht. Bislang waren demnach nur Tests im Labor dafür maßgeblich. Mit diesem Verfahren waren aber wohl viele Erkrankungen erst nach drei oder vier Tests auch tatsächlich als Sars-CoV-2-Infektion erkannt worden.

Generell vermuten Experten eine sehr hohe Dunkelziffer im Land. So sind die Möglichkeiten für Labortests begrenzt. Zudem erscheint das sich wandelnde Berichterstattungssystem Chinas mit unterschiedlichen Definitionen der einzelnen Fälle kompliziert. Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu melden, als das wirkliche Ausmaß der Epidemie.

Nach der überraschenden Mitteilung aus der Provinz, in der die Lungenkrankheit ursprünglich in der Stadt Wuhan ausgebrochen war, meldete Pekings Gesundheitskommission zunächst keine landesweiten Zahlen. Rund zwei Monate nach dem Ausbruch der Epidemie gab es indessen weitere personelle Konsequenzen: Die Parteichefs sowohl der Provinz als auch der Metropole Wuhan wurden abgelöst, wie das Staatsfernsehen berichtete. Zuletzt war die Kritik an der Untätigkeit oder langsamen Reaktion der Behörden auf den Ausbruch immer lauter geworden.

Peking unzufrieden mit örtlichen Politikern

Der Parteichef der Provinz Jiang Chaoliang wurde von Shanghais Bürgermeister Ying Yong ersetzt, der als Schützling von Staats- und Parteichef Xi Jinping gilt. In Wuhan wurde der städtische Parteichef Ma Guoqiang vom bisherigen Parteichef der Metropole Jinan in der Provinz Shandong abgelöst. Bereits am Dienstag waren die Chefs der Gesundheitskommission der Provinz entlassen worden. Die Personalwechsel werteten Beobachter als Zeichen der Unzufriedenheit der chinesischen Führung mit den örtlichen Politikern.

Für landesweite Bestürzung und Anteilnahme hatte vergangene Woche der Tod des Arztes Li Wenliang gesorgt, der früh vor dem Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit gewarnt hatte, aber laut Berichten gezwungen wurde, diese „Gerüchte“ nicht weiter zu verbreiten. Der 34-Jährige starb, weil er selbst an Covid-19 erkrankte. Die Parteiführung entsandte vor knapp einer Woche eine Kommission nach Wuhan, um die „Fragen des Volkes“ zu den Vorfällen zu untersuchen.

Kreuzfahrt-Passagiere werden ausgeflogen

Buchstäblich Land in Sicht war nach tagelanger Odyssee durch asiatische Gewässer für 2.300 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Westerdam“: Das aus Hongkong kommende Schiff, das aus Sorge vor einer Einschleppung von Covid-19 in mehreren Ländern Asiens nicht andocken durfte, erreichte am Donnerstag Kambodscha. Alle Gäste sind der Reederei Holland America Line zufolge gesund.

Covid-19 ist der nunmehr offizielle Name, die die Erkrankung beschreibt, welche vom Coronavirus ausgelöst wird. Covi stehe für Coronavirus, d für „disease“, das englische Wort für Krankheit, und 19 für das Jahr 2019, in dem die ersten Krankheitsfälle publik wurden, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“.

Das Schiff mit rund 1.500 Gästen und 800 Besatzungsmitgliedern an Bord lag dem Hafendirektor von Sihanoukville zufolge zunächst zweieinhalb Kilometer vom Hafen entfernt. Die Passagiere werden demnach medizinisch untersucht. Wer Symptome wie Fieber zeigt, soll vorsorglich auf Sars-CoV-2 getestet werden. Am Donnerstag sollten erst einmal 600 Menschen das Schiff verlassen, 800 weitere am Freitag, hieß es. Unter den Passagieren sind nach Angaben des Kreuzfahrtunternehmens Holland America Line 57 Deutsche.

Die Gäste würden in den nächsten Tagen mit Charterflügen in die Hauptstadt Phnom Penh gebracht, um von dort die Heimreise anzutreten, teilte die Reederei weiter mit. Die Holland America Line organisiere die Flüge und erstatte die Kosten für die Kreuzfahrt.

Das Schiff war am 1. Februar in Hongkong gestartet und sollte seine Reise ursprünglich am 15. Februar im japanischen Yokohama beenden. Im Hafen dieser Stadt liegt ein anderes Kreuzfahrtschiff, die „Diamond Princess“, unter Quarantäne.

Bei 218 Menschen an Bord wurde mittlerweile eine Infektion mit dem Covid-19-Virus festgestellt - es kamen bis Donnerstag wieder 44 hinzu. Die rund 3.600 Passagiere und Crewmitglieder sollen nach derzeitigem Stand mindestens noch bis zum 19. Februar auf dem Schiff bleiben.

DPA