Der Chef des Netzwerkgiganten Cisco rechnet mit einem Andauern der derzeitigen weltweiten Knappheit an Halbleitern. Cisco-CEO Chuck Robbins sagte am Sonntag der BBC, dass „wir noch sechs Monate Zeit haben, um die kurzfristige Situation zu überstehen“.
Bei vielen Firmen kam es zu Produktionsverzögerungen aufgrund des Mangels an Halbleitern, der durch die Covid-Pandemie ausgelöst und durch andere Einflussfaktoren noch verschärft wurde. Unter anderem brannte im März eine für die weltweite Versorgung wichtige Chipfabrik des Herstellers Renesas im japanischen Nara aus, von der vor allem die Automobilindustrie in hohem Maße abhängig war.
Die Hersteller bauen aktuell deshalb ihre Kapazitäten aus. „Und das wird in den nächsten 12 bis 18 Monaten immer besser werden“, so Robbins. „Im Moment ist es ein großes Problem“, sagt er über die Knappheit, „denn Halbleiter werden in praktisch allem eingesetzt.“
Robbins ist der jüngste Tech-Boss, der sich zur Halbleiterproblematik äußert. Die scheinbar unersättliche Nachfrage ist ein wesentlicher Grund für das Problem. Der große US-Hersteller Intel kündigte deshalb einen 20-Milliarden-Dollar-Plan (rund 16,5 Milliarden Euro) an, um die Produktion erheblich zu erweitern, einschließlich zweier neuer Werke in Arizona.
Auch europäische Politiker wollen künftig mehr lokal hergestellte Chips verfügbar machen. Eine Ansicht, die zum Teil von der Sorge um Chinas Wunsch nach einer „Wiedervereinigung“ mit Taiwan angetrieben wird. In der Zwischenzeit hat China einen enormen Anstieg der Inlandsnachfrage nach Chips für neue Technologien zu verzeichnen, verfügt aber nur über einen kleinen Anteil an der weltweiten Fertigungskapazität.
Herr Robbins zeigte sich bei dem Thema diplomatisch: „Ich denke, dass es nicht unbedingt wichtig ist, wo sie hergestellt werden, solange man mehrere Quellen hat.“
Laut dem US-amerikanischen Verband der Halbleiterindustrie befinden sich 75 Prozent der weltweiten Fertigungskapazitäten in Ostasien. Taiwans TSMC und Südkoreas Samsung sind die dominierenden Akteure.