Afghanistan: Pandschir-Tal „vollständig“ unter Kontrolle der Taliban?
Eigenen Angaben zufolge haben die Taliban das Pandschirtal mittlerweile „vollständig“ unter ihrer Kontrolle. Widerstandskämpfer jedoch dementieren dies. Sie seien in „strategischen Positionen“ noch präsent und wollten ihren Kampf fortsetzen.
Afghanistan: Die Taliban erklären, sie hätten auch die letzte Bastion der Nationalen Widerstandsfront (NRF) im Pandschir-Tal unter ihre Kontrolle gebracht. Die NRF dementiert das. (AFP)

Die Taliban haben nach eigenen Angaben die letzte Bastion des Widerstands in Afghanistan eingenommen. Das Pandschir-Tal sei „vollständig erobert“, erklärte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Montagmorgen. Die Nationale Widerstandsfront (NRF) kündigte hingegen an, ihren Kampf „fortzusetzen“. „Mit diesem Sieg ist unser Land vollständig aus dem Sumpf des Krieges befreit“ , erklärte Taliban-Sprecher Mudschahid. Die Taliban waren bereits am Wochenende im Pandschir-Tal vorgerückt. Sie meldeten schwere Kämpfe und Gebietsgewinne in der Provinz nördlich von Kabul. Die Nationale Widerstandsfront erklärte demgegenüber am Montag, sie sei in „strategischen Positionen“ weiterhin präsent. „Der Kampf gegen die Taliban und ihre Partner wird weitergehen“, hieß es von der Gruppe auf Twitter. In der Nacht zum Montag hatten die Widerstandskämpfer allerdings bereits einen Waffenstillstand vorgeschlagen - was als ein Zeichen für die drohende Niederlage gegen die vorrückenden Taliban interpretiert werden kann. Wie die NRF am Sonntagabend mitteilte, wurden bei den Kämpfen auch ein bekannter Sprecher sowie ein General der Widerstandsgruppe getötet. Das Pandschir-Tal war bereits in den 1990er Jahren eine Hochburg des Widerstands gegen die 1996 in Kabul eingerückten Taliban und bislang noch nie unter deren Kontrolle. Vor drei Wochen formierte sich in dem Tal die NRF unter Führung des Sohnes des 2001 getöteten afghanischen Kriegsherrn und Taliban-Gegners Ahmed Schah Massud sowie des ehemaligen Vizepräsidenten Amrullah Saleh. Letzterer hatte angesichts der Belagerung durch die Taliban vor einer humanitären Krise im Tal gewarnt.

AFP