Wenn drei Geheimdienstchefs in der Türkei gearbeitet haben
Richard Moore ist der neue Chef des MI6, Gina Haspel CIA-Direktorin und Bernard Emie ist der Leiter der DGSE. Sie alle haben eins gemeinsam – sie haben beruflich in der Türkei gearbeitet und sprechen Türkisch.
Richard Moore ist der neue Chef des MI6 (AA)

Der ehemalige britische Botschafter in der Türkei, Richard Moore, wurde zum Chef des MI6 ernannt – des Auslandsgeheimdienstes der britischen Regierung.

Moore, der derzeit als politischer Direktor im britischen Außenministerium tätig ist, folgt auf Alex Younger. Fast sechs Jahre lang war Younger Vorsitzender des MI6.

In einer Erklärung am Mittwoch bestätigte Moore, er sei „erfreut und geehrt“ über die Ernennung. „Ich freue mich darauf, diese Arbeit an der Seite des mutigen und engagierten Teams bei SIS fortzusetzen“, sagte er. SIS ist der britische Auslandsgeheimdienst und besser bekannt als MI6.

Der in Libyen geborene Moore ist in der Türkei sehr beliebt. Während seiner Amtszeit als diplomatischer Gesandter Großbritanniens diente er in Ankara von Januar 2014 bis Dezember 2017.

Moore war in der Nacht des gescheiterten Putschversuchs 2016 in Istanbul. Er setzte sich dafür ein, dass Großbritannien eine starke Position gegen die Putschisten einnimmt.

Moore, der fließend Türkisch spricht, war unter anderem wegen seiner humorvollen Twitter-Posts und seiner Unterstützung für den Fussballclub Beşiktaş beliebt.

Auch der türkische Diplomat und ehemalige Generalkonsul in Chicago, Umat Acar, lobte in seinem Tweet die Ernennung von Moore.

„Richard Moore, der ehemalige britische Botschafter in der Türkei und begeisterter Beşiktaş-Fan, ist jetzt Chef der MI6. Jetzt will ich sehen, wie die Schiedsrichter versuchen, uns reinzulegen“, sagte ein anderer Twitter-Nutzer humorvoll.

Der 57-jährige Chef des MI6 gehört mit seiner Ernennung zu einem Triumvirat von Spionagemeistern. Neben dem britischen Geheimdienst werden der CIA und der französische Auslandsnachrichtendienst DGSE von drei bemerkenswerten Personen geleitet. Alle drei Leiter haben etwas gemeinsam: Sie haben in der Türkei gedient und sprechen fließend Türkisch.

Im Jahr 2018 ernannte US-Präsident Donald Trump Gina Haspel zur Direktorin des CIA. Neben mehreren anderen Sprachen spricht sie auch Türkisch. Medienberichten zufolge soll sie im Jahr 2000 Türkisch gelernt haben. Sie arbeitete drei Jahre lang für den Nachrichtendienst als Sachbearbeiterin in Ankara.

Kurz nach ihrer Ernennung kam es zu der Ermordung des saudischen Journalisten und Kolumnisten der „Washington Post“, Jamal Khashoggi, im saudischen Konsulat in Istanbul. Haspel flog nach Ankara und hörte sich eine Tonaufnahme des Mordes an.

Im November kam die CIA zu dem Schluss, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman habe wahrscheinlich die Ermordung Khashoggis angeordnet.

Im April 2019 wurde Haspels Original CIA-Abzeichen im ersten Instagram-Post der CIA gezeigt – zusammen mit dem „nazar boncuk“, dem blauen Auge. Das türkische Talisman gegen den bösen Blick soll angeblich aus ihrem Büro stammen.

Bernard Emie wurde 2017 zum Leiter des DGSE des französischen Auslandsgeheimdienstes ernannt. Er diente von 2007 bis 2011 als französischer Botschafter in der Türkei und spricht ebenfalls Türkisch.

Während seiner Botschaftertätigkeit hielt er einen Vortrag an der Middle East Technical University (ODTÜ) in Ankara. Die französisch-türkischen Beziehungen seien die „längste in unserer beider diplomatischen Geschichte“, hob er hervor. Frankreich und die Türkei hätten „seit jeher wichtige intellektuelle Bindungen“.

Die Journalistin Nalan Koçak verglich die berufliche Entwicklung der Botschafter in Ankara miteinander und stellte fest: Drei ehemalige Botschafter – Moore, Haspel und der Sprecher des Kremls, Dmitri Peskow – sprechen fließend Türkisch und sind jetzt in wichtigen Positionen.

TRT Deutsch