Der vereitelte Putschversuch vom 15. Juli 2016 durch die Fetullahistische Terrororganisation (FETÖ) markiert einen Sieg für die Menschen und Demokratie in der Türkei. Es war das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass ein militärischer Umsturz vereitelt werden konnte und die Demokratie triumphierte. Aus diesem Anlass finden am Donnerstag in der ganzen Türkei eine Reihe von Gedenkveranstaltungen statt.
Es ist nunmehr fünf Jahre her, dass Kampfpanzer über die Brücken des Bosporus rollten und Kampfjets auf türkische Zivilisten schossen. Etwa 250 Menschen, viele von ihnen Zivilisten, wurden getötet und mindestens 2000 verwundet, als sie sich eine Gruppe bewaffneter Soldaten entgegenstellten, die der Fetullahistischen Terrororganisation angehörten.
Gezielte Tötung von Zivilisten in Handyvideos dokumentiert
Als klar wurde, dass die demokratisch gewählte Regierung abgesetzt werden sollte, strömten gegen Mitternacht Zehntausende von türkischen Bürgern aus ihren Häusern auf die Straßen, um gegen den Putschversuch zu protestieren.Sie drängten die Putschisten an Knotenpunkten der Metropolen Istanbul und Ankara zurück.
Dazu kursierten schockierende Handy-Aufnahmen in den sozialen Medien: So wurde ein Zivilist von einem Panzer überrollt, als er sich diesem entgegenstellte; eine Frau wurde kaltblütig erschossen; Polizisten verloren ihr Leben bei der Verteidigung ihrer Posten und Hauptquartiere.
Die Putschisten bombardierten auch das Parlamentsgebäude in Ankara und versuchten einen Anschlag auf Präsident Recep Tayyip Erdoğan durchzuführen, der diesem nur knapp entging.
Deutschland bedeutsames Operationsgebiet für die FETÖ
Anlässlich der diesjährigen Gedenkfeierlichkeiten hat der Präsident Blumen am Märtyrer-Denkmal niederlegt. Anschließend nimmt er an einem Programm im türkischen Parlament teil, um der Ereignisse von 2016 zu gedenken. Zudem wird das türkische Staatsoberhaupt das „Demokratiemuseum des 15. Juli“ einweihen, das gegenüber dem Präsidialkomplex in Beştepe, Ankara gebaut wurde. Das Museum besteht aus acht Sälen, die jeweils einem eigenen Thema gewidmet sind, unter anderem „Putsche in der Türkei und der Welt“ und „Die Demokratie wacht“.
Die jüngere Geschichte der Türkei ist von mehreren Putschen geprägt. So wurde der erste demokratisch gewählte Regierungsvertreter des Landes, der ehemalige Premierminister Adnan Menderes, 1961 von einer Junta hingerichtet. Das FETÖ-Netzwerk hatte über Jahre hinweg den türkischen Staatsapparat infiltriert. Der Anführer der Organisation, Fetullah Gülen, lebt seit 1999 im US-Exil in Pennsylvania.
Die Gülen-Sekte ist auch in Deutschland aktiv und betreibt zahlreiche Unternehmen, Vereine und Bildungseinrichtungen. Deren Strukturen und Finanzierungen sind zumeist undurchsichtig.