Starkes Erdbeben erschüttert Ost-Türkei: 2400 Rettungskräfte im Einsatz
Mindestens 29 Menschen haben bei dem Erdbeben in der Türkei ihr Leben verloren. Staats- und Regierungschefs aus Europa, Kanada, Pakistan und Malaysia drückten inzwischen ihr Beileid aus.
Rettungsteam mit Suchhunden im Einsatz in Elazığ (AA)

Nach einem tödlichen Erdbeben im Osten der Türkei, bei dem in der Nacht von Freitag auf Samstag mindestens 29 Menschen ihr Leben verloren und mehr als 1031 weitere verletzt wurden, sind die Such- und Rettungsaktionen weiterhin im vollen Gang, wie die zuständigen Behörden am Samstag mitgeteilt haben.

Das Beben der Stärke 6,8 begann am Freitag um 20.55 Uhr Ortszeit. Es konzentrierte sich auf den Osten der Provinz Elazığ mit seinem Epizentrum im Bezirk Sivrice sowie benachbarte Provinzen. Berichten zufolge war das Beben so stark, dass es auch in Syrien und Georgien gespürt wurde.

„Unsere zuständigen Institutionen haben alle wesentlichen Maßnahmen ergriffen“, gab Präsident Recep Tayyip Erdoğan an. Er fügte hinzu, dass er die Innen-, Gesundheits- und Umweltminister in das von dem Beben betroffene Gebiet entsandte.

Zu den wenigen positiven Nachrichten gehört, dass eine Person nach über 12 Stunden unter den Trümmern gerettet werden konnte. Insgesamt seien bislang 39 Menschen lebend aus den Trümmern gerettet worden, erklärte das türkische Innenministerium.

Im Twitter-Post zeigt die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD ein Video, in dem zwei Menschen aus den Trümmern des Stadtzentrums in Elazığ geborgen werden:

Zuvor hatte AFAD mitgeteilt, dass insgesamt 782 Personen verletzt wurden; 433 in Elazığ, 222 in Malatya, 37 in Kahramanmaras, 34 in Şanlıurfa, 31 in Diyarbakır, 19 in Adıyaman, 6 in Batman. Inzwischen sei die Gesamtzahl auf 1031 angestiegen.

18 Menschen starben in Elazığ. Vier weitere verloren ihr Leben in der Nachbarprovinz Malatya, informierte das türkische Innenministerium. Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca teilte über die Lage in Elazığ mit: „Wir vermuten noch etwa 30 Bewohner unter den Trümmern von Elazığ.“

Malatya - Der Bruder von Basri Kara (Foto) soll sich unter den Erdbebenopfern befinden. (AA)

2400 Rettungskräfte im Einsatz

Die Such- und Rettungsaktionen gehen weiter und die Zahl der Todesopfer könnte steigen, warnte Koca. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu erläuterte, die Verletzten seien in Krankenhäuser verlegt worden und diverse Einrichtungen seien für die Evakuierung von Betroffenen geöffnet worden. In den vom Erdbeben betroffenen Regionen befinden sich rund 2400 Rettungskräfte im Einsatz.

Der Katastrophenschutz AFAD meldete, dass nach dem ersten starken Beben etwa 228 Nachbeben zu spüren waren und dass Hunderte von Zelten, Betten und Tausende von Decken in die Städte geschickt wurden.

Der Türkische Rote Halbmond (Türk Kızılay) kündigte an, dass in der Hauptstadt Ankara ein Krisenzentrum eingerichtet und Rettungsteams in die vom Erdbeben betroffenen Gebiete entsandt wurden. Mobile Küchen, die bis zu 5000 Menschen versorgen, wurden verlegt.

Der nationale Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte, dass die Armee bereit sei, wenn es nötig ist, die Bergungsarbeiten zu unterstützen.


Staatsmänner bekunden Beileid für Erdbeben-Opfer

Der Bundesregierungssprecher Deutschlands Steffen Seibert äußerte sich am Samstagmorgen auf Twitter zum Erdbeben und unterstrich, dass die deutsche Regierung mit den Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen sei.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach am späten Freitag sein Mitgefühl für die Betroffenen in der Türkei aus. „Verheerende Nachrichten aus der Türkei heute Abend. Unsere Herzen sind bei allen, die bei dem heutigen Erdbeben verletzt wurden oder einen geliebten Menschen verloren haben“, sagte Trudeau auf Twitter.

Malaysia und Pakistan haben ebenfalls der Türkei am Samstag ihr Beileid ausgesprochen. „Ich bin zutiefst betrübt über das Erdbeben, das die Türkei erschüttert hat und bei dem es Tote und Verletzte sowie Schäden an Gebäuden gab“, sagte die stellvertretende Premierministerin Malaysias, Wan Azizah Ismail, in einer Erklärung. „Die Bevölkerung Malaysias ist in dieser schwierigen Zeit bei den Menschen in der Türkei und bereit, angesichts dieser Katastrophe Hilfe anzubieten“, fügte sie hinzu.

Pakistans Premierminister Imran Khan erklärte auf Twitter: „Ich bin tief betrübt über den Verlust so vieler kostbarer Menschenleben und die Hunderten von Verletzten bei dem Erdbeben in der Türkei. Unsere Gedanken und Gebete sind bei den brüderlichen Menschen und der Regierung der Türkei. Pakistan steht ihnen zur Seite und ist bereit, in dieser Stunde der Not jegliche Hilfe zu leisten.“

Auch europäische Länder, darunter Griechenland, Bulgarien, die Ukraine und Litauen, bekundeten ihr Beileid. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu bedankte sich für die Solidarität auf Twitter.

Türkei immer wieder von Erdbeben heimgesucht

Abgesehen von kurzen Stromausfällen wurden nach dem Erdbeben keine größeren Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Die größte Herausforderung für die Einheimischen sind die harten Winterbedingungen in der Region, in der die Temperaturen in der Nacht bis auf -8 Grad Celsius fallen.

Dies ist nicht das erste Beben, das die Türkei im neuen Jahr 2020 traf. Ein Beben der Stärke 5,4 erschütterte am Mittwoch die westliche Provinz Manisa. Und Ankara wurde am Donnerstag von einem Beben der Stärke 4,5 erschüttert. Insgesamt 51 Menschen kamen 2010 bei einem Beben der Stärke 6,0 in der Provinz Elazığ ums Leben.

Die Türkei gehört zu den seismisch aktivsten Ländern der Welt, da in Anatolien mehrere tektonische Erdplatten aufeinander stoßen.

Elazığ - Betroffene wurden mit Decken und Zelten versorgt. Die Region ist von winterlichen Temperaturen geprägt, die nachts tief in die Minusgrade gehen. (AA)
TRT Deutsch und Agenturen