Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den US-amerikanischen Außenminister Antony Blinken zu Gesprächen in Ankara empfangen. Bei den Gesprächen am Donnerstag betonten beide Politiker die Bedeutung einer regionalen Zusammenarbeit sowie ihre gemeinsamen Interessen. Im Fokus stand unter anderem die Unterstützung einer „inklusiven Regierung“ in Syrien.
Nach Angaben des türkischen Außenministeriums wurde bei den Gesprächen das gemeinsame Ziel hervorgehoben, eine rechtsstaatliche Regierung in Syrien zu fördern. Erdoğan betonte, dass Türkiye sich stets für die Erhaltung der territorialen Integrität und Einheit Syriens eingesetzt habe.
Türkiye werde Maßnahmen zum Schutz der nationalen Sicherheit ergreifen und keine Schwäche im Kampf gegen Terrorgruppen wie PKK/PYD/YPG und Daesh in Syrien zulassen. Als einziges NATO-Mitglied, das Daesh im direkten Kampf bekämpft habe, werde Ankara verhindern, dass die PKK und ihre Verbündeten die aktuelle Lage in Syrien ausnutzen. Der türkische Präsident rief die internationale Gemeinschaft auf, gemeinsam an der Wiederbelebung und dem Wiederaufbau der Institutionen in Syrien zu arbeiten.
Zudem bekräftigten Türkiye und die USA die „dringende Notwendigkeit“ einer Waffenruhe in Gaza. Der Austausch von Gefangenen und der Zugang zu humanitärer Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen müssten vorangetrieben werden.
Syrien verspricht „Rechtsstaatlichkeit“
Die Übergangsregierung unter Mohammed al-Baschir kündigte am Donnerstag an, nach Jahren des brutalen Assad-Regimes die „Rechtsstaatlichkeit“ einzuführen. Al-Baschir, der bisherige Regierungschef des syrischen Gouvernements Idlib, erklärte, mit der Bildung einer neuen syrischen Regierung beauftragt worden zu sein. Die Übergangsregierung unter seiner Führung soll bis März 2025 im Amt bleiben.
Die Rebellengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten am vergangenen Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Assad floh nach Angaben staatlicher russischer Medien nach Moskau.
Nach dem Sturz von Bashar al-Assad feierten Syrer weltweit das Ende des Assad-Regimes. Seit 2011 herrschte in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg, der das Land völlig gespalten hat. Das Assad-Regime kontrollierte bis zu seinem Sturz mit Hilfe seiner Verbündeten Russland und Iran etwa zwei Drittel des Landes. Im syrischen Bürgerkrieg wurden nach UN-Schätzungen mehr als 300.000 Zivilisten getötet und fast 14 Millionen Menschen vertrieben. Türkiye gewährte rund drei Millionen Syrern Zuflucht.