Vor dem Landgericht München I begann am Dienstag (9.30 Uhr) der Prozess um vergiftete Getränkeflaschen in Supermärkten. Die Staatsanwaltschaft wirft einer Frau versuchten Mord in fünf Fällen vor. Sie soll Getränkeflaschen mit Gamma-Butyrolacton (GBL), sogenanntem Liquid Ecstasy, versetzt haben - und zwar in einer so hohen Dosis, dass diese tödlich hätte sein können. Das GBL bestellte sie laut Ermittlern im Internet. Das Motiv: unklar. Die Frau soll psychisch krank sein.
Der Fall hatte 2020 für Angst und Aufsehen gesorgt in München. Drei Kunden hatten die vergifteten Flaschen 2020 gekauft und daraus getrunken. Zwei Frauen im Alter von damals 34 und 42 Jahren mussten laut Polizei sofort medizinisch behandelt werden. Auch einem 48-Jährigen soll es nach dem Verzehr schlecht gegangen sein. Die Dosis der Lösungsmittel hätte nach Einschätzung der Ermittler tödlich wirken können.
Die Polizei warnte die Bevölkerung - und fasste nach einigen Wochen die Tatverdächtige. Nach ihrer Festnahme kam heraus, dass sie auch noch für zwei andere Straftaten ähnlicher Art verantwortlich sein könnte: 2018 soll sie bei einer Ausstellungseröffnung im Münchner Gasteig Apfelschorle vergiftet haben. Zwei damals sieben und zehn Jahre alte Kinder wurden bewusstlos, nachdem sie davon getrunken hatten.
Für den Prozess hat das Landgericht München I 14 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte demnach am 10. Dezember fallen. Die Staatsanwaltschaft hält die Frau allerdings für schuldunfähig. Ihr droht damit voraussichtlich keine Haftstrafe, sondern die weitere Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie.
Prozess um Gift in Getränkeflaschen beginnt
9 Nov. 2021
Tödliches Gift in Getränkeflaschen, zwei bewusstlose Kinder, fünffacher versuchter Mord: Am Landgericht München I beginnt ein Prozess gegen eine Frau, die wahllos Liquid Ecstasy in Getränke verteilt haben soll.
DPA
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