Kindeswohl: Studie sieht Gefahr durch Personalmangel
Häusliche Gewalt oder Vernachlässigung von Kindern zu melden, fällt vielen Menschen schwer. Auch bei Behörden gibt es bei der Bearbeitung große Schwierigkeiten, wie eine neue Studie zeigt.
Ein Stofftier mit einem Riss am Bein liegt auf dem Fußboden einer Wohnung. / Photo: DPA (DPA)

Wenn Kindeswohlgefährdungen gemeldet werden, können einer neuen Erhebung zufolge nur ein Drittel der deutschen Jugendämter diese Meldungen aufnehmen und zügig bearbeiten. Das ist das Ergebnis der Studie „Licht ins Dunkel bringen“, die die SOS-Kinderdörfer weltweit und Transparency International Deutschland am Montag veröffentlichten. Ein Grund für diesen Zustand sei nach Aussage der befragten Behörden unter anderem Personalmangel.

„Die Tatsache, dass Kinder aufgrund von Personalmangel gefährdet sind, weil nicht rechtzeitig gehandelt werden kann, erscheint mir in einem Land wie Deutschland völlig unverständlich“, teilte die Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, Lanna Idriss, mit. Die Studie zeigt zudem, dass mögliche Meldewege nur von der Hälfte der Behörden ausgewiesen und Informationen lediglich von zehn Prozent der Ämter in leichter Sprache angeboten würden. Das erschwere den Zugang für Kinder oder Menschen mit Sprachbarrieren.

Nach Ansicht der SOS-Kinderdörfer und Transparency International muss es möglich sein, dass potenzielle Gefährdungs- und Missbrauchsfälle unkompliziert gemeldet sowie anonym und zeitnah bearbeitet werden können. Dafür fordern sie unter anderem bessere Melde- und Kommunikationswege und eine Aufstockung der Ressourcen.

Die Studie „Licht ins Dunkel bringen“ sei die erste deutschlandweite Studie, die hinterfragt, was Whistleblowing - also das Hinweisen auf Missstände - für den Kindesschutz bedeute. „Während das "Whistleblowing" in der Wirtschaft oder in Behörden bereits vielfach untersucht wurde, ist dies im Bereich des Kinderschutzes ein großes Dunkelfeld“, sagte der Studienleiter Sebastian Oelrich.

Für die Studie wurden Verantwortliche interviewt und Mitarbeitende mithilfe von Fragebögen befragt. Zudem wurden Internetauftritte einer repräsentativen Auswahl von Jugendämtern, die den Angaben zufolge knapp 25 Prozent aller Jugendämter abbilden, untersucht.

DPA