Ungarn: Orbán-Sprecher kritisiert deutsche Satiriker scharf
Nachdem in der ZDF-„heute-show“ zu einer EU-Neugründung ohne die „dummen Ungarn und Polen“ aufgerufen wurde, wettert der Sprecher des ungarischen Ministerpräsidenten gegen die Satire-Show – mit einem NS-Vergleich.
Der ungarische Regierungssprecher Zoltán Kovács (Others)

Der ungarische Regierungssprecher Zoltán Kovács hat mit einem wenig verhüllten Nazi-Vergleich auf eine Satire in der „heute-show“ des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehsenders ZDF reagiert. „Ich erinnere mich an eine andere Zeit, als die Deutschen sich überlegen fühlten und auf alle anderen herunterblickten. Das ging nicht so gut aus“, schrieb Kovács am Montag in einem Blog-Beitrag.

Nach einem Vergleich von Ministerpräsident Viktor Orbán und dem Film-Serienmörder Hannibal Lecter im vergangenen Mai hätten der ZDF-Komiker Oliver Welke und sein Team „erneut die Linie des Anstands“ überschritten, beklagte der Staatssekretär. In der „heute-show“ von Freitag sei Orbán nämlich ein „Idiot“ genannt worden und man habe zu einer Neugründung der EU ohne die „dummen Ungarn und Polen“ aufgerufen.

Die Satirikerin Carolin Kebekus hatte Orbán ein „ungarisches Gulasch mit Ohren“ genannt und ihm gemeinsam mit seinem „polnischen Gangsterkollegen“ Mateusz Morawiecki vorgeworfen, die EU zu erpressen. Als Lösungsvorschlag schlug Kebekus vor, dass die anderen 25 EU-Staaten ihren Austritt aus der Union beschlössen und dann umgehend eine neue "EUODBUUP" (Europäische Union ohne die bekloppten Ungarn und Polen) gründeten. Damit ließen sich „jedes Jahr sagenhafte 17 Milliarden Euro“ an Nettozahlungen für die beiden Länder einsparen. „15 Milliarden Euro geben wir direkt Italien und Spanien, und vom Rest kaufen wir uns, keine Ahnung, Lakritzschnecken, oder Heizpilze“, führte die Komikerin aus.

Kovács:ZDF-Show verschweigt wissentlich Details

„Humor und Satire haben natürlich ihren Platz in der Politik, aber es gibt Grenzen“, urteilte Kovács. „Eine dieser roten Linien ist etwa das Verbreiten von falscher, unfairer und unausgewogener Information – von Böswilligkeit ganz zu schweigen – über demokratisch gewählte Anführer anderer EU-Staaten“, schrieb der Orbán-Vertraute über den Beitrag im ZDF, das er selbst irreführend „deutsches Staatsfernsehen“ nannte.

Konkret warf Kovács dem „heute-show“-Host Welke vor, verschwiegen zu haben, dass die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Budgetdeal im Juli vereinbart hätten, „jeglichen Bezug auf die Verbindung von EU-Zahlungen mit Rechtsstaatsbedingungen zu vermeiden“, dieser Deal in den vergangenen Wochen aber „ignoriert“ worden sei. Deshalb sei es zu dem Veto Ungarns gekommen.

Solche „Details“ werde man aber in der Berichterstattung des ZDF nicht finden, weil sie nicht die Geschichte stützten, die man unbedingt erzählen wolle: „Eine Geschichte von Ungarn und Polen als Parasiten der Länder des reichen, liberalen und migrationsfreundlichen Westens und der mitteleuropäischen Regierungsführer als ‚Monster‘, die die Zukunft Europas gefährden“, so Kovács – der freilich dabei selbst verschwieg, dass die ungarische Darstellung bezüglich der Gipfelvereinbarung von den anderen Mitgliedsstaaten einschließlich Österreichs bestritten wird.

Agenturen