Ukraine lehnt Mariupol-Ultimatum ab – Die Nacht im Überblick
Russland hat den zermürbten Verteidigern der ukrainischen Hafenstadt Mariupol ein Ultimatum gestellt – das prompt abgelehnt wird. In Kiew sterben Menschen beim Beschuss von Wohnhäusern. Auch ein Einkaufszentrum ist offenbar getroffen worden.
20. März 2022: Anwohner halten sich während des ukrainisch-russischen Konflikts in der belagerten südlichen Hafenstadt Mariupol in einem Luftschutzkeller auf. (Reuters)

Ein Ultimatum der russischen Truppen an die seit Wochen belagerte Stadt Mariupol ist von der ukrainischen Führung abgelehnt worden. „Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben“, sagte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk der „Ukrajinska Prawda“ am frühen Montagmorgen. Sie forderte vom russischen Militär die Öffnung eines humanitären Korridors in die Hafenstadt mit hunderttausenden notleidenden Zivilisten.
Russland hatte am Sonntag die ukrainischen Truppen in Mariupol aufgefordert, die Waffen niederzulegen und die Stadt am Montagvormittag zu verlassen. Dazu solle zwischen 10.00 und 12.00 Uhr Moskauer Zeit (8.00 bis 10.00 Uhr MEZ) ein Korridor eingerichtet werden. Das russische Militär schickte ein acht Seiten langes Schreiben und forderte eine schriftliche Antwort. „Anstatt Ihre Zeit auf acht Seiten Brief zu verschwenden, öffnen Sie einfach einen Korridor“, zitierte Wereschtschuk aus ihrer Entgegnung.
Tote bei Beschuss im Westen von Kiew
Beim Beschuss von mehreren Gebäuden im Westen der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurden am späten Sonntagabend mindestens vier Menschen getötet. Das teilte der örtliche Zivilschutz auf seiner Facebook-Seite mit. Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko wurden bei dem Angriff mehrere Wohnhäuser im Stadtteil Podil beschädigt und in Brand gesetzt. Auch ein Einkaufszentrum sei getroffen worden, es sei ebenso wie eine Reihe von davor geparkten Autos in Flammen aufgegangen. Rettungsmannschaften und Sanitäter seien vor Ort, schrieb Klitschko bei Telegram.
Ammoniak im Chemiewerk in Sumy ausgetreten
In einem Chemiewerk in der Stadt Sumy in Nordosten der Ukraine trat am Montagmorgen aus noch unbekannter Ursache hochgiftiges Ammoniak aus. Der regionale Militärchef Dmytro Schywytzky schlug unter anderem über Telegram Alarm und appellierte an alle Bewohner im Umkreis von fünf Kilometern um das Chemiewerk, möglichst Keller oder Wohnungen im Erdgeschoss aufzusuchen. Das stark stechend riechende Gas ist leichter als Luft, es steigt also nach oben. Schywytzky machte keine Angaben dazu, wie es zu dem Austritt von Ammoniak in dem Chemiewerk „Sumychimprom“ gekommen war. Eine unabhängige Klärung vor Ort war nicht möglich.
Union warnt vor „Kontrollverlust“ bei steigenden Flüchtlingszahlen
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert von der Bundesregierung mehr Einsatz zur Bewältigung des Zustroms von Flüchtlingen aus der Ukraine. „Die Bundesregierung muss endlich in den Aktionsmodus wechseln, eine konsequente Registrierung und Verteilung in Europa organisieren, den Schutz von Frauen und Kindern garantieren und die Integration ermöglichen“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der „Rheinischen Post“ (Montag). „Durch die mangelnde Handlungsbereitschaft der Bundesregierung droht bei steigenden Flüchtlingszahlen schnell der Kontrollverlust.“ Deutschland brauche schnellstens ein koordiniertes Flüchtlingsmanagement.
Frankreich friert russische Vermögen von 850 Millionen Euro ein
Frankreich hat mutmaßliches Vermögen russischer Oligarchen im Wert von rund 850 Millionen eingefroren. Darunter seien Immobilien im Wert von 539 Millionen Euro, sagte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire dem Radiosender RTL. Zudem seien 150 Millionen Euro auf Privatkonten französischer Banken eingefroren sowie zwei Jachten im Wert von 150 Millionen Euro festgesetzt worden. Frankreich hat angesichts der EU-Sanktionen gegen russische Oligarchen oder Personen aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin eine Taskforce gegründet. Sie soll deren Vermögenswerte in Frankreich ausfindig machen und Eigentümer von Bankkonten, Villen und Jachten identifizieren – was aufgrund von Briefkastenfirmen, die ihre Identität verbergen, kompliziert ist.
Biden reist Ende der Woche nach Polen
US-Präsident Joe Biden will angesichts der russischen Offensive gegen die Ukraine am Freitag nach Polen reisen. Biden werde zunächst wie geplant an diesem Donnerstag an den Gipfeln der Nato, der EU und der G7-Staaten in Brüssel teilnehmen, teilte das Weiße Haus mit. Am Freitag werde er nach Warschau weiterreisen. Dort sei für Samstag ein Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda geplant. Dabei solle es um die humanitäre Krise gehen, die der „ungerechtfertigte und grundlose Krieg Russlands gegen die Ukraine“ ausgelöst hat.
UN-Vollversammlung soll über humanitäre Ukraine-Resolution abstimmen
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen soll in Kürze über eine weitere Resolution zum russischen Angriff auf die Ukraine abstimmen. Die entsprechende Beschlussvorlage „Humanitäre Folgen der Aggression gegen die Ukraine“ wurde nach dpa-Informationen unter den 193 Mitgliedern verteilt. Es wird mit breiter Zustimmung bei einer noch anzusetzenden Abstimmung in den kommenden Tagen gerechnet. Eine Resolution Anfang März hatte Russlands Krieg verurteilt. Mehr zum Thema: UN: Zehn Millionen Menschen wegen Ukraine-Kriegs auf der Flucht

DPA