Der russische Friedensnobelpreisträger und ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow ist am Dienstagabend im Alter von 91 Jahren gestorben. Im Folgenden einige europäische Pressestimmen zu seinem Tod:
Großbritannien
Die Londoner „The Times“ lobt Gorbatschow als einen Staatsmann, „der Frieden mit dem Westen schloss und den Preis dafür zahlte. Nur wenige Staatsmänner des 20. Jahrhunderts hatten einen solchen Einfluss im In- und Ausland, und nur wenige haben ein solches Vermächtnis hinterlassen (...) Michail Gorbatschow, der letzte sowjetische Führer, wird im Westen als der Mann gefeiert, der den Zusammenbruch des sowjetischen Kommunismus herbeiführte und den Kalten Krieg beendete.“
Frankreich
„Le Monde“ in Paris kommentiert: „Der im Westen verehrte Michail Gorbatschow lebte in Russland seit seinem Ausscheiden aus der Politik im Jahr 1991 fast anonym. Der Gipfel des Paradoxen: Der Architekt der Ost-West-Annäherung begeisterte die Massen in Europa, während er in seiner Heimat Gleichgültigkeit hervorrief.“
Spanien
„El Mundo“: „Gorbatschow war ein tragischer Held, der kluge Entscheidungen traf, die aber gleichzeitig seinen Handlungsspielraum als Herrscher einschränkten. Er sprach mehrmals über seine Entscheidung, den sowjetischen Truppen nicht zu befehlen, den Fall der Berliner Mauer aufzuhalten - oder zu versuchen, ihn aufzuhalten.“
Italien
„La Repubblica“: „Der Vater der Perestroika wurde 91 Jahre alt. Er war der letzte Führer der UdSSR, der Architekt des Endes des Kalten Krieges.“
Russland
„Kommersant“: „Michail Gorbatschow, der 30 Jahre vor seinem Tod sein Amt im Kreml niederlegte, musste sowohl mit Lob als auch mit Schmähung umgehen. Ein Großteil des Lobes galt seiner Außenpolitik, mit der er dazu beitrug, dass sich die damaligen beiden Supermächte im Rahmen einer Doktrin der nuklearen Abschreckung nicht weiter auf den Abgrund zubewegten und die zum Zusammenbruch der politischen Abhängigkeit Mittel- und Osteuropas von der Sowjetunion führte - einschließlich der Wiedervereinigung Deutschlands. Dieser Außenpolitik wurde gleichermaßen vorgeworfen, den Verlust des sowjetischen Einflussbereichs in Kauf genommen und quasi die Voraussetzungen für die Osterweiterung der Nato geschaffen zu haben.“