Studie: Corona-Pandemie verschärft Rechtsextremismus in Europa
Die Corona-Krise hat dem Rechtsextremismus und Antisemitismus in Europa neuen Auftrieb gegeben. Zu dieser Erkenntnis ist eine neue Studie gekommen, die Menschen in acht europäischen Ländern zu politischen und gesellschaftlichen Themen befragte.
01.05.2012, Schleswig-Holstein, Neumünster: Eine weibliche Teilnehmerin trägt bei einer Veranstaltung der NPD ein T-Shirt mit der Aufschrift „Nazi Braut“. (DPA)

Antisemitische Verschwörungstheorien wie die QAnon-Ideologie haben sich laut der Berliner Amadeu Antonio Stiftung während der Corona-Pandemie über ganz Europa verbreitet. Mutmaßungen über vermeintliche Eliten, Lockdown-Entscheidungen und Impfkampagnen seien mittlerweile in rechtsextremen Gruppen auf dem ganzen Kontinent zu finden, heißt es in der am Dienstag vorgestellten Untersuchung über Rechtsextremismus und -terrorismus in Europa.
Für die Untersuchung „State of Hate - Far Right Extremism in Europe“ wurden im Auftrag der Amadeu Antonio Stiftung, der britischen Nichtregierungsorganisation HOPE not Hate Charitable Trust und der schwedischen Expo-Stiftung 12.000 Bürger in acht europäischen Ländern zu politischen und gesellschaftlichen Themen befragt. Außerdem legt die Studie Länderberichte zu 32 Staaten vor.
Antisemitismus sei nicht nur in Deutschland Kernbestandteil der Corona-Hetze, sagte Simone Rafael, Co-Autorin des Berichts. Ob die Reichsbürger in Deutschland, die Gelbwesten in Frankreich oder nationalistische Bestrebungen in den Niederlanden, Italien und Griechenland - die Stärke solcher Gruppen liege in der Verbindung von lokalen Ereignissen mit internationalen Entwicklungen.
Die aus den USA stammende Verschwörungsideologie QAnon habe sich vor allem in Großbritannien und Deutschland verbreitet und werde von unterschiedlichen Szenen gepflegt. Eine Gefahr sei auch der Rechtsterrorismus. Auch wenn Rechtsextreme sonst dem Nationalismus zugeneigt seien, gelte für sie Europa als gemeinsames „Abendland“, das „verteidigt“ werden müsse.
Die Diskussionen über Maßnahmen gegen die Pandemie hätten die normale politische Debatte verdrängt und negative Einstellungen von einem Teil der Bevölkerung etwa gegenüber Minderheiten geschürt, heißt es weiter in der Untersuchung. Aus Pessimismus und Misstrauen könnten Rechtsextremisten so lange schöpfen, bis wieder Normalität einkehre. Mehr zum Thema:Soziologe bemängelt Maßnahmen gegen Rechtsterror

DPA