Beim zweiten Durchgang der Parlamentswahl in Frankreich könnten der Grünen-Politikerin und Frankreich-Expertin Franziska Brantner zufolge junge Menschen den Ausschlag geben. Viele seien enttäuscht von Präsident Emmanuel Macron, sagte die Bundestagsabgeordnete, die auch stellvertretendes Mitglied der deutsch-französischen Parlamentarischen Versammlung ist, am Montag im Deutschlandfunk. Es komme nun darauf an, ob junge Menschen, die im ersten Durchgang am Sonntag für das Linksbündnis gestimmt hätten, dennoch bereit seien, einen Kandidaten von Macron zu unterstützen. „Ob hier die Mobilisierung klappt, das ist, glaube ich, eines der großen Themen für den nächsten Sonntag.“
Nach der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahl liegt Marine Le Pens rechtsnationales Rassemblement National (RN) mit seinen Verbündeten mit 33 bis 34,2 Prozent vorn. Das Mittelager von Präsident Macron landete demnach mit 20,7 bis 22 Prozent auf Platz drei hinter dem Linksbündnis Nouveau Front Populaire mit 28,1 bis 29,1 Prozent. Wie viele Sitze die Blöcke in der Nationalversammlung bekommen, wird aber erst in Stichwahlen am kommenden Sonntag entschieden. Sowohl aus dem Linksbündnis als auch von Macrons Partei hieß es, man werde in den Wahlkreisen, in denen man auf dem dritten Platz gelandet sei, zugunsten der Kandidatinnen und Kandidaten zurücktreten, die in der Lage sind, das Rassemblement National zu schlagen.
Eine Herausforderung für das Mitte-Links-Lager sei, dass es keine Galionsfigur habe, sagte Brantner weiter. „Die Parteien haben es in der Kürze der Zeit geschafft, ein Bündnis zu schließen, aber nicht eine Person und ein gemeinsames Projekt identifizieren können. Das geht auch in so einer Zeit kaum.“