DIW-Präsident warnt vor „Rechtsruck der jungen Generation“
Laut einer aktuellen Studie tendieren immer mehr junge Menschen in Deutschland zu rechtspopulistischen Parteien. DIW-Präsident Marcel Fratzscher sieht darin eine Gefahr für den „Prozess der europäischen Integration“.
DIW-Präsident Marcel Fratzscher / Photo: DPA (DPA)

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, ist besorgt über die zunehmende Tendenz junger Erwachsener zur Wahl rechtspopulistischer Parteien. „Der Rechtsruck der jungen Generation dürfte den Prozess der europäischen Integration weiter schwächen und vieles Erreichte wieder revidieren“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“ vom Freitag.

„Vielen der jungen Generation ist offensichtlich nicht bewusst, dass eine Schwächung Europas letztlich ihre eigenen Zukunftschancen verschlechtert und im Systemwettbewerb mit China und den USA Deutschland und Europa viel Wohlstand kosten wird“, sagte der DIW-Präsident weiter.

Gesellschaftlich-wirtschaftliche Lage als Grund für Rechtsruck

Ein Grund für den Rechtsruck ist die Unzufriedenheit insbesondere mit der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Lage. Für Fratzscher ist der Unmut nachvollziehbar. „Nie in den letzten 80 Jahren wurde einer jungen Generation eine Welt mit so vielen großen Problemen und Krisen vererbt wie der jungen Generation heute.“ Angesichts einer zunehmenden Klimakrise, sozialer Polarisierung, geopolitischen Konflikten und Sorgen um Technologie und Arbeitsplätze seien daher „Frustration und die Zukunftsängste“ der Jüngeren berechtigt.

Die kürzlich veröffentlichte Studie „Jugend in Deutschland 2024“ ergab eine Unzufriedenheit bei den Unter-30-Jährigen mit den politischen Verhältnissen, was sich in den Parteipräferenzen niederschlägt. So gaben 22 Prozent der Befragten an, die AfD als Partei zu bevorzugen - nach zwölf Prozent bei der Erhebung vor einem Jahr.

AFP