Die globale Pandemie, die seit den ersten Monaten des Jahres 2020 die Welt in Atem hält, verursachte weitreichende Probleme. So waren Millionen von Arbeitslosen auf staatliche Hilfen angewiesen. Während die Zentralbanken weltweit ihre Zinssätze auf historisch niedrige Niveaus senkten, erleichterten sie darüber hinaus den Zugang zu Krediten, um die Märkte zu stabilisieren. Dennoch haben wohl mehr als 200 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, und man geht davon aus, dass die wirtschaftlichen Kosten der Pandemie 20 Billionen Dollar überschritten haben. Mit den finanziellen Beihilfen der öffentlichen Hand, günstigen Krediten und Fördergeldern stiegen auch die Preise und ließen die Inflation weltweit steigen.
Diese Preissteigerungen, die nach der Ölkrise ihren vorläufig höchsten Stand erreicht haben, bringen die Entscheidungsträger in Staat und Wirtschaft in eine schwierige Situation. Denn während auf der einen Seite die Auswirkungen der Pandemie anhalten, könnten Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung wie etwa eine Kürzung öffentlicher Gelder zusammen mit steigenden Zinssätzen die Weltwirtschaft weiter schädigen. Diese befindet sich gerade in einer Phase der Erholung, und die Einführung einer straffen Geldpolitik brächte für die Refinanzierung von Unternehmen erhebliche Probleme. Nichtsdestotrotz ist die Inflation in Westeuropa ein ernstes Problem.
Die Inflationsraten haben in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Spanien den höchsten Stand der letzten 40 Jahre erreicht. Und die Erzeugerinflation erreicht gegenwärtig gar den höchsten Wert der letzten 70 Jahre. Selbst Deutschland, das einen erheblichen Beitrag zur Weltproduktion beisteuert, ächzt unter den dargelegten Problemen. Und als reichte dies nicht aus, verschärfen die aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine die von der Pandemie ausgelösten Probleme noch weiter.
Wie hat sich die Pandemie auf Deutschland ausgewirkt?
Mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent im Jahr 2021 hat Deutschland das Vorpandemie-Niveau noch nicht wieder erreicht. So hat die deutsche Wirtschaft, die derzeit 2 Prozent unter ihrem Niveau von 2019 liegt, zusätzlich mit der höchsten Inflation der letzten 40 Jahre zu kämpfen. Die Erzeugerinflation, die derzeit fast 17 Prozent beträgt, lässt bereits erahnen, dass die aktuellen Preiserhöhungen weiter anhalten werden. Überdies überschattet der durch die Folgen der Pandemie verursachte Anstieg des Kreditbedarfs der öffentlichen Hand die Erfolge der letzten zwei Jahrzehnte beim Schuldenabbau und durch die Neuverschuldung auch die Zinslast. Während die endgültigen Folgen der Pandemie noch nicht absehbar sind, steigen bereits jetzt der Kreditbedarf und damit Zinslast und Inflation, was verdeutlicht, dass die Probleme auch 2022 anhalten werden.
Ein weiterer Faktor, der die deutsche Wirtschaft belastet, sind die steigenden Energiepreise. Als Folge verlangsamt sich die wirtschaftliche Erholung, da der Welthandel schrumpft und die Nachfrage nicht in dem erhofften Maße erfolgt. Folgerichtig werden die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland für die Jahre 2022 und 2023 nach unten korrigiert. Dies bedeutet dann natürlich auch, dass weniger Arbeitsplätze geschaffen werden und die Wirtschaftskraft nicht auf das ursprünglich anvisierte Niveau steigen wird.
Die Schuldenquote Deutschlands, die 2019 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichte, wird 2022 voraussichtlich 74,5 Prozent übersteigen. Diese aktuelle Zahl, die im Vergleich zu anderen OECD-Ländern sehr hoch ist, zeigt die Auswirkungen der Pandemie besonders gut. So haben die Türkei, Südkorea und Mexiko im Vergleich zu Deutschland eine niedrigere Schuldenquote. Das Gesamtvolumen der Staatsverschuldung von Bund, Ländern und Kommunen beträgt derzeit 2,63 Billionen US-Dollar und erfordert eine jährliche Zinszahlung von 38,8 Milliarden US-Dollar. Diese Zahl entspricht in etwa dem Gesundheitshaushalt Deutschlands.
Insbesondere die durch die Covid-19 ausgelöste Lieferkettenkrise in der Weltwirtschaft schadet auch dem Produktionspotential Deutschlands. Letztlich verursachen die Störungen der Lieferketten höhere Transportkosten. Und steigende Kosten verringern die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im globalen Handel.
Energiepreise und Ukraine-Krise
Energiepreise, die wegen steigender Nachfrage bei gleichzeitig stabil gehaltenem Förderniveau und neuen politischen Krisen immer weiter steigen, gefährden die wirtschaftliche Stabilität weltweit. Diese Preissteigerungen betreffen natürlich auch Europa und befeuern Herstellungskosten bzw. die Inflation. Hinzu kommt, dass Probleme bei den Lieferketten den gesamten Prozess zusätzlich erschweren. Dem nicht genug, verteuert Deutschland seine Energiepreise auch noch mit der öffentlichen Förderpolitik für erneuerbare Energien. So verstärkt die umgesetzte Energiewende die Aufwärtsdynamik der Preise. Und augenscheinlich ist Deutschland nicht gewillt, diese Politik einer subventionierten grünen Energiewende mit der Förderung nachhaltiger Energieträger aufzugeben. Diese Politik erhöht die ohnehin schon hohen Kosten noch weiter und ist einer der Hauptfaktoren für die steigende Inflation.
Die Steigerungsrate von 20,5 Prozent bei den Energiepreisen gehört somit zu den wichtigsten Folgen der aktuell verfolgten Politik. Entsprechend sind die jährlichen durchschnittlichen Energiekosten von 41,5 Millionen Haushalten in Deutschland um 1179 Dollar gestiegen, und es wird sogar erwartet, dass die zusätzlichen Kosten mit den zu erwartenden weiteren Preissteigerungen die Schwelle von 2000 Dollar übersteigen werden. Sollte sich der Anstieg der Energiepreise weiter fortsetzen und Deutschland eine Revision seiner Energiepolitik verzögern, erscheint es sogar wahrscheinlich, dass die zusätzlichen Belastungen für die Haushalte 3.000 Dollar pro Jahr überschreiten könnten.
So birgt auch der aktuelle Konflikt zwischen Russland und der Ukraine das Potenzial, die Preisspirale in Deutschland weiter anzutreiben. Das von der Bundesregierung jüngst im Rahmen der Sanktionierung Russlands ausgesetzte Genehmigungsverfahren für die Inbetriebnahme der Erdgaspipeline Nord Stream 2 hat Folgen für die Energieversorgungssicherheit des Landes. Ein plötzlicher Anstieg der Erdgaspreise würde sich in Form rasant steigender Rechnungen bei den Haushalten niederschlagen. Zudem könnte eine weitere Eskalation des Konflikts zwischen Moskau und Kiew zu einem Flüchtlingsstrom auch nach Deutschland führen. In diesem Sinne würde sich der Druck auf die Regierung erhöhen, sich wegen immer neuer Covid-19 Varianten und den zu erwartenden neuen Belastungen des Haushalts weiter zu verschulden. Folglich könnte selbst diese Fiskalpolitik die Inflation weiter anheizen. Ein weiterer Anstieg der Inflation, die bereits jetzt den höchsten Stand der letzten 40 Jahre erreicht hat, kann dann wiederum zu einem Rückgang der Kaufkraft und einer weiteren Verschlechterung der Einkommensverteilung führen.
Weltwirtschaft und Position Deutschlands im Jahr 2050
Deutschland, derzeit die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, wird Prognosen zufolge 2050 an neunter Stelle liegen. So geht man davon aus, dass Staaten wie Brasilien, Mexiko und Indonesien Deutschland überholen und ihren Anteil am Welthandel entsprechend ausbauen werden. Für Deutschland, das derzeit zu den führenden Herstellern von Hochtechnologie gehört, muss diese Prognose eine Neuausrichtung seiner bisherigen Strategie bedeuten. Im Vergleich zu Ländern wie China, Russland und Indonesien, die aus der Pandemie eine Chance für ihre Volkswirtschaften generiert haben, muss Deutschland seine technologische Infrastruktur besser für die Industrie 4.0-Revolution vorbereiten. Dass man sich auf Seiten der Bundesregierung willens zeigt, sich diesen neuen Herausforderungen zu stellen, verdeutlicht die angekündigte Technologiestrategie, in der ein Ausbau der Investitionen als Lösung hervorsticht.