Mit der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie ging auch ein Anstieg der Energiepreise einher. Öl-, Erdgas- und Strompreise erreichten im Vergleich zu den Vorjahren neue Höchststände. So wurden die von der Pandemie verursachten Produktionsprobleme durch die steigenden Energiepreise noch verstärkt. Als Folge dieser Entwicklungen erreichte die Inflation in den USA mit 6,8 Prozent den höchsten Wert seit 40 Jahren. Preissteigerungen von 58,1 Prozent bei Erdgas und 59,3 Prozent bei Kraftstoffen haben die Erzeugerpreise in die Höhe getrieben. So weit, dass die auf 9,6 Prozent hochgeschnellte Preissteigerung für Erzeugerpreise durch die Steigerungen im Energiebereich zur Erhöhung des Preisdrucks beigetragen hat. Staaten wie China, Deutschland, Russland und Brasilien spüren die Folgen dieser Entwicklungen.
Warum sind die globalen Energiepreise gestiegen?
Seit dem ersten Quartal 2020 beeinflusst die Covid-19-Pandemie die Weltwirtschaft und war der Grund für die zeitweise Schließung von Produktionsstätten weltweit. Während viele Staaten mit eigens aufgelegten finanziellen Hilfspaketen versuchten, die wirtschaftlichen Folgen für die Bevölkerung abzufedern und die Beschäftigung zu stützen, kam es auch zu Störungen bei den globalen Lieferketten. Mit dem Nachfragerückgang brach auch die Produktion ein. Und so haben die Probleme bei der Beschaffung und der Produktion von Waren letztlich auch die wirtschaftliche Erholung zunächst verlangsamt. Erst mit breit angelegten Impfkampagnen ging ein Anstieg der Nachfrage einher. Allerdings gelang es nicht, schnell wieder das Produktionsniveau vor der Pandemie zu erreichen. Folglich kam es zu Preissteigerungen. Und so hat sowohl der Unwillen von Energieproduzenten, ihre Liefermengen zu steigern, als auch die den Märkten von den Regierungen und Zentralbanken bereitgestellte zusätzliche Liquidität den Anstieg der Inflation zur Folge. Die steigende Nachfrage nach Energieträgern hat sich negativ auf das Preisniveau von Strom sowie Brenn- und Heizstoffen ausgewirkt. Allein im Zeitraum von April bis Dezember hat sich der Preis für Erdgas versechsfacht. Während Staaten wie Portugal, Frankreich, Spanien und Griechenland mit Finanzhilfen und Fonds die Preiserhöhungen kompensierten, zogen es viele andere vor, selbige an die Verbraucher weiterzugeben.
Inflationsbekämpfung in Deutschland
Der Anstieg der Inflation in Deutschland, die aufgrund der Epidemie, fehlender Produktionskapazitäten, gestiegener Energiepreise und der vorhandenen Liquidität den höchsten Stand der letzten 30 Jahre erreicht hat, wird wohl weiter zunehmen. In diesem Sinne verursacht die allein im November auf 22,1 Prozent bezifferte Steigerung der Energiepreise auch Preissteigerungen bei anderen Produkten. Auch die Steigerung der globalen Lebensmittelpreise um über 28 Prozent führt zur Preisvolatilität bei Agrarprodukten. Nimmt man noch die Folgen der weltweiten Dürren hinzu, ist man mit einem ernsten Problem konfrontiert. Neben den Energiepreisen selbst erhöht und verlängert auch der Anstieg der Transportkosten für Energieträger den Inflationsdruck. Steigende Lieferkosten wiederum erhöhen die Herstellungs- und Beschaffungskosten. Nimmt man noch die in Deutschland umgesetzte Politik hinsichtlich der Zuwendung zu erneuerbaren Energien hinzu, ist man hier noch einem zusätzlichen Preisdruck ausgesetzt. Darüber hinaus führt der Anstieg der globalen Inflation zu einer Verschärfung der Preissituation in den Ländern. Die Ankündigungen der Europäischen Zentralbank und der US-amerikanischen FED zur Inflationsbekämpfung bergen das Potential, den Preissteigerungen Einhalt zu gebieten. Das Aufkommen neuer Virus-Varianten könnte diesen Prozess jedoch in die Länge ziehen. Zudem kann die Aufrechterhaltung von Hilfs- und Liquiditätspaketen von Regierungen den Rückgang der Inflation verzögern.
Berlins Eingriff bei den Energiepreisen
Die Steigerung der Erzeugerpreise erreichte mit 19,2 Prozent den höchsten Wert der letzten 70 Jahre. Im Jahr 1951 wurde mit 20,6 Prozent ein Rekordwert erreicht, und für 2022 wird befürchtet, dass sich der Anstieg weiter fortsetzt. Auch ist damit zu rechnen, dass sich die Differenz zwischen den Steigerungen bei Erzeuger- und Endverbraucherpreisen (19,2 % bzw. 5,2 %) in den nächsten Monaten in Form von weiteren Preiserhöhungen niederschlägt. So treibt allein die Preiserhöhung bei Energieträgern um 49,4 % die Inflation im letzten Jahr in die Höhe. Auch der um 83,4 % gestiegene Preis für Erdgas und die Verteuerung von Strom um 48 % sorgten für extreme Schwankungen bei den Produktions-, Produkt- und Lieferpreisen. Wobei der Anstieg der Strompreise eine unmittelbare Folge der gestiegenen Energiepreise ist. Neben Strom, einem wichtigen Kostenfaktor bei der Herstellung verschiedenster Produkte, verteuerte auch der Preisanstieg bei Edelmetallen die Herstellungskosten. Darüber hinaus sind beispielsweise die Containerpreise, mit denen der weltweite Handel umgeschlagen wird, im letzten Jahr um 73,7 % gestiegen. Der Anstieg der Rohstoffpreise markierte mit 79,1 % einen neuen Rekordwert. Lag die Preissteigerung im Januar noch bei 0,2 %, deutet das jetzige Niveau darauf hin, dass sich die Balance zwischen Produktion und Preis verschlechtert hat. Da vor allem Energie den Hauptkostentreiber darstellt, ist auch in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Preisen zu rechnen.
In Bezug auf die Energiepreise rangiert Deutschland auf Platz 15 der Länder mit den höchsten Strompreisen. Gemessen an der Kaufkraft hat das Land die drittteuersten Strompreise unter den europäischen Staaten und das höchste Preisniveau unter den G20-Staaten. Als Gründe hierfür können die in den letzten 20 Jahren aufgeschlagenen vergleichsweise hohen Steuersätze und steigende Energiepreise angeführt werden. Deutschland strebt mit dem beschlossenen Atom- und Kohleausstieg und der Förderung erneuerbarer Energiequellen verstärkt Investitionen in diesen Bereichen an. Der rasante Anstieg der Energiepreise auch aufgrund der durch die Pandemie verursachten Unwägbarkeiten gehört zu einem der Hauptgründe für den Anstieg der Inflation in Deutschland. Es bleibt abzuwarten, ob die neue Regierung aufgrund der steigenden Preise ihre Energiepolitik revidiert und die Transformationsprozesse hin zu erneuerbaren Energien zeitlich streckt. Darüber hinaus drohen mit der Russland-Ukraine-Krise, möglichen US-Sanktionen für die Nord-Stream-Erdgaspipelines, der Weigerung von Lieferanten, die Liefermengen zu steigern, dem steigenden Energiebedarf Chinas, den steigenden CO2-Kosten und der Abnahme der Windausbeute andere Faktoren, welche die Energiepreise in Deutschland in die Höhe treiben können.
Einige Vorkehrungen der Bundesregierung gegen die Preissteigerungen im Energiebereich können verhindern, dass der Preisdruck sowohl an Erzeuger als auch an Verbraucher weitergegeben wird. Zu den diesbezüglich wirksamsten gehören die gemeinsame Beschaffung von Energieträgern im EU-Raum sowie die Bevorratung von Erdgas gemeinsamer Erdgasvorräte und der Verzicht auf die Einstellung der Lieferung bei Nichtzahlung von Rechnungen bzw. die vorübergehende Stundung von Zahlungsverpflichtungen bei Endverbrauchern.