Die Corona-Krise hat zum schwersten Wirtschaftseinbruch in der Nachkriegszeit und damit auch zum stärksten Einbruch des Arbeitsmarktes geführt. Der Bund bringt ein Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket mit einem Volumen von über 130. Mrd. Euro auf den Weg. Auch für die Kommunen hat der Bund ein milliardenschweres Rettungspaket aufgespannt.
In Deutschland sind das Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen aller Größen: Kurzarbeitergeld, KFW-Corona-Hilfen, Steuerentlastungen, Aussetzen der Insolvenzantragspflichten und Stundung der Sozialversicherungsbeiträge von Unternehmen und freiwillig versicherten Selbstständigen.
Dazu haben Klein- und mittelständige Unternehmen (KMU), die bis zu 10 Mitarbeiter beschäftigen, eine Soforthilfe im Wert von je 15.000 Euro bekommen. Außerdem haben Investitions -und Strukturbanken der Länder Kredite für die Firmen gegeben, die die Voraussetzungen erfüllten. Manche der KMU konnten aber aus verschiedenen Gründen weder von Soforthilfe noch von Krediten profitieren. Dagegen haben Große Unternehmen die Kredite und Förderungen in Form von Wirtschaftsstabilitätsfonds in Anspruch genommen. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass alle Bundesländer neben einheitlichen Fördermaßnahmen für KMU länderspezifische Maßnahmen einführen. In Deutschland haben etwa 10 Millionen Beschäftigte einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt. Das hat auch dazu geführt, dass die Menschen weniger verdienen. Also haben sie weniger ausgegeben, was für KMU sehr entscheidend ist. Von der Bundesregierung wird geplant, Betriebe mit bis zu 249 Angestellten sowie Freiberufler und Soloselbstständige in den kommenden Monaten noch stärker zu unterstützen. Nach Medienberichten wird ein Eckpunktepapier durch die Bundesregierung vorbereitet. So sollen entsprechende Firmen monatliche Zuschüsse in Höhe von bis zu 50.000 Euro beantragen können.
Es ist aber klargeworden, dass die Förderungen allein nicht ausreichend für die KMU sind. So beschloss die Bundesregierung Mitte Mai - wobei Unterschiede je nach Bundesland vorliegen - in vielen Ländern die Läden bzw. Restaurants und Cafés wieder zu öffnen. Allerdings hatte die Hilfe nur mäßig Erfolg. So haben viele Unternehmer Insolvenz beantragt. Zumindest haben viele KMU keine Umsätze wie früher erzielen können.
Es wird in der Deutschen Wirtschaft ein Rückgang des Bruttoeinkommens um 6,3 Prozent erwartet. Die deutsche Wirtschaft zeigt seit sechs Jahren eine gute Entwicklung. Somit ist sie gegen eine Wirtschaftskrise ziemlich gut gewappnet. Von Wirtschaftswissenschaftlern wird prognostiziert, dass die guten wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland ab nächstem Jahr wieder eintreten werden. Das ändert aber nichts am Anstieg der Arbeitslosenzahl, der sich auch in den nächsten Monaten fortsetzen wird.
Am 6. Mai fand der Gipfel der Bundesregierung mit den Chefs der Länder statt - die sogenannte Bund-Länder-Beratung. So konnten sehr wichtige Entscheidungen auch für KMU bzw. für alle Bürger getroffen werden. Die Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln werden durch Bund und Länder weiter verlängert. Die Corona-Krise hat den Mittelstand sichtbar mit Wucht getroffen: Geschäftsschließungen, Kontaktverbote oder Reisebeschränkungen entfalten die zu erwartenden nachteiligen Auswirkungen für die Betriebe. Das mittelständische Geschäftsklima verzeichnete gemäß KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im März einen selten so vorhersehbaren wie auch historisch einmaligen Absturz.
Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn fasst unter KMU alle unabhängigen Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz zusammen. Dabei sind die KMU sehr verschieden. Nicht nur im Hinblick auf die Betriebsgröße und die Umsatzzahlen, sondern auch in Bezug auf verschiedene Branchen, Rechtsformen, Organisationskulturen sowie hinsichtlich ihrer Marktausrichtung (auf nationaler, lokaler oder internationaler Ebene) und den entsprechenden Produkten und Dienstleistungen.
Mittelständische Unternehmen sind entscheidend für Wachstum und Wohlstand der Volkswirtschaft in Deutschland. Sie schaffen Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und tragen mit ihren Investitionen für die Wettbewerbsfähigkeit und zum Wirtschaftswachstum entscheidend bei.
In Deutschland zählten im Jahr 2018 gemäß der KMU-Definition des IfM Bonn rund 3,47 Millionen Unternehmen - definiert als rechtliche Einheiten - zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU: 99,5% aller Unternehmen). Sie erwirtschafteten rund 2,397 Billionen Euro (34,4 Prozent aller besteuerbaren Umsätze aus Lieferungen und Leistungen) und hatten rund 17,77 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (57,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten).
KMU von Türkischstämmigen sind besonders stark betroffen von der Krise. Bei den Angaben bezüglich der KMU, deren Inhaberinnen und Inhaber einen Migrationshintergrund haben, existieren große Abweichungen.Laut Mikrozensus gab es im Jahr 2012 rund 760.000 Selbstständige. Fachleute sind sich darin einig, dass kaum ein anderes Unternehmenssegment derzeit eine vergleichbare Dynamik aufweist. Das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) in Mannheim brachte weitere übereinstimmende Erkenntnisse in seiner jüngsten Studie zur „Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Migrantenunternehmen“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) folgendermaßen auf den Punkt: „Die Zahl an Selbstständigen mit Migrationshintergrund ist in den vergangenen zehn Jahren um 77 Prozent und damit fast fünfmal so stark gestiegen, wie die der einheimischen Unternehmerinnen und Unternehmer. Inzwischen wird etwa jedes sechste Unternehmen in Deutschland von einer Migrantin oder einem Migranten geführt.“ Zwar handelt es sich hierbei überwiegend um äußerst kleine Unternehmen, doch stellen sie einen beständig wachsenden Anteil an allen Arbeitgebern.
Es überrascht daher nicht, dass die türkischstämmigen mittelständischen Unternehmer von der gegenwärtigen Krise stark betroffen sind. Denn unter den migrantischen Unternehmen machen die KMU der Türkischstämmigen bzw. Deutschtürken einen beträchtlichen Teil aus.
Laut dem 10. Integrationsbericht, in dem die unternehmerische Entwicklung der Migranten in Deutschland erhoben wird, wird jedes dritte Unternehmen von einem Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit gegründet. In Deutschland existieren 80.000 türkische Unternehmen, die 400.000 Mitarbeiter beschäftigen - davon 35 bis 40 Prozent deutscher Herkunft. Insgesamt erwirtschaften die Unternehmen einen Jahresumsatz von 36 Milliarden Euro. Die Zahl der türkischen Neugründungen steigt stetig. Bereits 2010 gab es dreimal so viele türkische Unternehmen wie vor 20 Jahren. Zudem sind 7000 deutsche Unternehmer in der Türkei ansässig.
Die türkischen KMU sind von der Corona-Krise sehr stark betroffen, da sie viele Cafés, Restaurants und kleine Geschäfte betreiben. Nur wenige Branchen profitieren von der aktuellen Sondersituation. Der Lebensmittelhandel und der Online-Handel beispielsweise verzeichnen steigende Umsätze. Diese Lage wird das Kerngeschäft von traditionellen Unternehmen kurzfristig allerdings nicht auswechseln können, die nicht ausgenommen online aktiv sind. Viele Unternehmen erhoffen, dass die strengen Maßnahmen der Corona-Krise weiter gelockert werden. So kann das Leben etwas normalisiert werden. Zudem sind neben den staatlichen Förderungen für alle Unternehmen verschiedene Beratungs- und Dienstleistungen sowie Coaching-Leistungen auf internationaler und nationaler Ebene eingeführt worden.
Im Endeffekt hat die Corona-Krise erhebliche Folgen für den Arbeitsmarkt. So ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland gestiegen. Die Bundesagentur für Arbeit gab die Zahl der Arbeitslosen für Juni mit 2.853.000 an. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent, obwohl normalerweise die Zahl der Arbeitslosen im Juni saisonbedingt sinkt.
Oben sind lediglich die negativen Entwicklungen im Arbeitsmarkt beschrieben. Allerdings führte die Corona-Krise auch zu ein paar innovativen Folgen: Die Solidarität unter den Menschen und auch unter Unternehmern ist erlebbar gestiegen, was unter anderem zu einer besseren Vernetzung zwischen den Unternehmen geführt hat. So haben z.B. die Eventsaalbetreiber in Berlin einen Verein gegründet, der ihnen hilft, ihre Rechte und Interessen besser zu vertreten und einander zu helfen. Hier werden auch in Zukunft noch weitere Ressourcen erschlossen werden. Viele Unternehmen haben neue Marketing- und Verkaufsstrategien entwickelt, insbesondere das Online-Business wurde verbessert bzw. überhaupt erst entwickelt. Die Notwendigkeit, viele Tätigkeiten ins Homeoffice zu verlagern, hat zu einem Überdenken der Arbeitsstruktur in den Büros geführt. Hier ist möglicherweise eine Entwicklung in Gang gesetzt worden, die zu einer effizienteren Nutzung von Büroflächen in den Städten führen könnte. Das könnte allerdings auch negative Folgen für den Gewerbeimmobilienmarkt haben. Weil viele Unternehmen sich mit der Verlagerung von Arbeiten in den Homeoffice-Bereich befassen mussten, ist damit auch die schon lange geforderte Digitalisierung angestoßen worden. Das betrifft im Übrigen auch die Schulen und damit die Bildung. Jugendliche werden demnächst besser vorbereitet ihre Lehrstellen antreten können. Nicht zuletzt führte Corona auch dazu, dass Schwachstellen in Unternehmen schonungslos aufgedeckt wurden (Lufthansa, Schalke 04). Die Unternehmen müssen ihre Organisation effizienter gestalten und Überkapazitäten abbauen. Das wird in vielen Fällen leider auch den Personalbereich betreffen, mit dem Fazit, dass einerseits die Unternehmen besser für den Wettbewerb gerüstet sein werden, andererseits aber der Arbeitsmarkt erheblich belastet sein wird.