Es war eine Freude für Jung und Alt: Vor fünf Jahren, am 9. Juni 2017, wurde die Zentralmoschee in Köln mit dem ersten Freitagsgebet für die Gemeinde freigegeben. Jetzt, fünf Jahre nach der Einweihung, wurde der Tag zum Anlass für ein großes Fest. Ein feierliches Jubiläum, gemeinsam mit der Nachbarschaft und auswärtigen Gästen. Da passte es ins Bild, dass als Zeichen des gemeinschaftlichen Zelebrierens der Vorsitzende des DITIB-Bundesverbands Kazım Türkmen zusammen mit dem Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne), Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), dem türkischen Generalkonsul Turhan Kaya und dem Fotografen Karl-J. Gramann symbolisch ein Band durchschnitten.
Spelthann: „Veedel wie Ehrenfeld sind der Maschinenraum der Integration“
Schon bei der Eröffnung des Tulpen-Festivals hatte der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann den Beitrag der Kölner Zentralmoschee für die Integration im Viertel deutlich zum Ausdruck gebracht: „So, wie die Moschee ein Teil Köln-Ehrenfelds ist, ist Ehrenfeld ein Teil dieser Moschee.“ Der Politiker erinnerte daran, dass sich die Moscheegemeinde viele Jahre mit einer sogenannten „Hinterhofmoschee“ begnügen musste. Spelthann teilte die Freude der DITIB und sagte, die Zentralmoschee schmücke den Stadtteil und sei sogar das neue Stadttor von Ehrenfeld geworden. „Die Moscheegemeinde prägt unseren Stadtteil mit ihrer Seniorenarbeit, Seelsorge oder den Impfaktionen.“ Und: „Veedel [Viertel] wie Ehrenfeld sind der Maschinenraum der Integration“, betonte der Bezirksbürgermeister.
Alt-OB Fritz Schramma: „Werde auch in Zukunft ein Freund von DITIB sein“
Auch Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramma bekräftigte sein Engagement für das Gotteshaus und die Gemeinde. Schramma wies darauf hin, dass er die Moschee und ihren Bau gegenüber den Moscheegegnern – auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen – stets verteidigt habe. An die DITIB wandte er sich mit den Worten: „Sie hatten natürlich das Recht, aus dem Hinterhof hinauszugehen.“ Eine Hinterhofmoschee sei der Muslime in Köln nicht würdig gewesen. Der Alt-Oberbürgermeister unterstrich seine Verbundenheit mit der Zentralmoschee und stellte klar, dass seine vereinzelt geäußerte Kritik immer konstruktiv gemeint sei. „Ich war und bin an Eurer Seite und auch in Zukunft werde ich ein Freund von DITIB sein“, so der 74-Jährige. Schramma hob hervor, dass die Moschee respektiert und akzeptiert sei.
DITIB-Vorsitzender Kazım Türkmen: „Ein Tag größter Freude“
Zum Auftakt des viertägigen Jubiläumsfests hatte DITIB-Vorsitzender Kazım Türkmen im Ausstellungssaal der Zentralmoschee das verbindende Element der Tulpe hervorgehoben: „Wenn die Idee zu dem Tulpen-Festival symbolisch die Tulpenzwiebel ist, so ist unser MoscheeForum die fruchtbare Erde, gedüngt mit dem Engagement aus diesem Viertel. Und Sie, meine Damen und Herren, sind der Garten, der Wind, der Regen, die Sonne: die Basis, Verschiedenheit und Abwechslung im Leben sozusagen. Sie sind unsere Inspiration, unsere Hingabe und manchmal auch unsere Kritiker.“ Der heutige Tag vor fünf Jahren sei ein Tag größter Freude gewesen, so Türkmen. „Ein Tag der Erfüllung. Ein Tag der Sehnsucht. Ein Tag des Ankommens.“ Der DITIB-Vorsitzende hob hervor, dass die Zentralmoschee in kürzester Zeit in Köln, im Stadtteil Ehrenfeld sowie bei den Kölnerinnen und Kölnern angekommen sei. „Die Strahlkraft dieser Moschee“, betonte Türkmen, sei groß. „Und ihre Wirkungskraft ebenfalls.“ Sowohl das Gebetshaus als auch alle übrigen Orte der Zentralmoschee stünden jedem, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Sprache, Weltanschauung und auch Religion offen.
Murat Şahinarslan: „Die Tulpe steht symbolisch für die Vielfalt in Köln“
Als Organisator des Tulpen-Festivals und Direktor des MoscheeForums erläuterte Murat Şahinarslan in einem Vortrag die Bedeutung der Tulpe als Bestandteil der menschlichen Kultur und im Islam. Abschließend verdeutlichte er: „Die Tulpe in ihrer Vielfalt der Farben ist für uns das Symbol, das auch unser Köln, unser Viertel ausmacht. Nämlich die Vielfalt. Die Zentralmoschee Köln nimmt dabei ihren Platz wie eine neue Tulpe in neuer Farbe im Viertel ein.“ Die Blume stehe damit symbolisch für die Vielfalt in Köln. „So wurde jeder einzelne Gast zum Symbol der Tulpe, die in ihrer Vielfalt für eine wunderbare Ausstrahlung sorgte“, resümierte Şahinarslan. Im Gespräch mit TRT Deutsch zeigte sich der Theologe zufrieden über den Erfolg des Tulpen-Festivals: „Wir freuen uns riesig über die stark frequentierte Veranstaltung und natürlich auch über die Akzeptanz im Veedel“, so der Direktor des MoscheeForums. Nicht nur aus Köln und allen Teilen Deutschlands, sondern auch aus den umliegenden Nachbarländern hätten rund 15.000 Besucherinnen und Besucher am Tulpen-Festival teilgenommen. „Bei der Konzipierung wollten wir mehr als nur ein Straßenfest organisieren“, so der 43-Jährige. „Wir hatten vor, alles, was hier im Stadtteil und in der Moschee angeboten wird, den Menschen vorzustellen. Insbesondere Projekte aus den Bereichen Musik, Kunst, Kultur, Religion, Sport, Bildung und soziales Engagement.“ Hauptziel sei es allerdings gewesen, ein gemeinsames Fest mit der Nachbarschaft und den Vereinen im Viertel auf die Beine zu stellen, das glücklicherweise auch sehr gut gelungen sei.
Integration ist keine Einbahnstraße
Über zwei Jahre lang war auch in der Kölner Zentralmoschee das Gemeindeleben coronabedingt auf ein Minimum zurückgefahren worden. Mit dem Tulpen-Festival wagte die Moscheegemeinde endlich einen ersten Schritt in Richtung Normalität. Auch das Wetter spielte mit. Die Bandbreite und die Zusammensetzung der Infostände, bei denen sich u.a. die Polizei, das Ordnungsamt, das Johanniter-Stift, das Seniorennetzwerk, das Quartiersmanagement und vielerlei Vereine aus dem gesamten Stadtteil präsentierten, verdeutlichen, dass gemeinsame Aktionen mit der Nachbarschaft und die Öffnung hin zur Stadtgesellschaft einen positiven Beitrag zur Integration leisten.
Somit lässt sich sagen: Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie beginnt in kleinen Vereinen (Zivilgesellschaft) in den Stadtteilen und Kommunen. Projekte des Bundes und der Länder komplettieren die Integrationsarbeit vor Ort. Allerdings läuft Integration in einem „Einwanderungs- und Integrationsland“ wie Deutschland immer noch viel zu zäh. Aus dem Nebeneinander müssen viel mehr Projekte des Miteinanders erwachsen. Durch Ideen wie das Tulpen-Festival kann eine Plattform für eine nachbarschaftliche Verbundenheit geschaffen werden. Denn: „Integration ist keine Einbahnstraße“.