Folgen der globalen Inflation für Deutschland
Pandemie, Störungen der globalen Lieferströme sowie die finanzielle Stützung der Finanzmärkte und Unzuverlässigkeit der Lieferanten haben zu einem Anstieg der globalen Inflation geführt. Auch Deutschland ist stark betroffen, doch wie lange noch?
Obsttheke im Supermarkt (Symbolbild) (DPA)

Seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie befindet sich die Weltwirtschaft in einer schweren Krise. Die Epidemie, von der seit März 2020 fast alle Länder betroffen sind, verursacht massive wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Probleme. Zu diesen zählen auch eine nicht mehr zuverlässige Produktion, Störungen in den Lieferketten und eben auch steigende Preise.

Heute spüren alle Länder die Auswirkungen der aktuellen Krise an einer steigenden Inflation. Diese erreichte weltweit nach der Ölkrise historische Höchststände. So markierte in den USA die Inflation mit 5,4 % den höchsten Wert der letzten 30 Jahre. Gleiches gilt für Großbritannien, Polen, Russland, Brasilien und Deutschland. Vor allem die durch die Pandemie gestörten Produktions- und Versorgungsströme treten als die Bereiche hervor, die den Ländern am meisten zu schaffen mach(t)en. Während diese Versorgungskrise in Großbritannien für dramatisch sinkende Lagerbestände sorgte, stiegen gleichzeitig die Preise vieler Produkte im Land.

Gegen die Folgen der aktuellen globalen Krise versuchen Regierungen mit Finanzhilfen, Anleihekäufen der Zentralbanken (ZB) und Zinssenkungen anzukämpfen. Insgesamt beliefen sich die von der öffentlichen Hand auf diese Weise gewährten finanziellen Mittel auf 20 Billionen Dollar, so dass mit der Lockerung der pandemiebedingten Beschränkungen Nachfrage und entsprechend auch Preise stiegen. Auch der Anstieg der Preise verschiedener Energieträger um 100, 250 und sogar 350 % erhöhte weltweit die Produktionskosten.

Über die Folgen der Pandemie hinaus sorgten Dürren, andere Epidemien und ein Rückgang der Produktivität für einen Anstieg der Lebensmittelpreise. So erreichte der Lebensmittelpreisindex der Vereinten Nationen mit 32 % den höchsten Wert der letzten 10 Jahre. Der Anstieg der Preise vieler Lebensmittelprodukte um 20 bis 80 % hat die Probleme der Staaten noch weiter verschärft. Noch dazu hat ein weltweiter Anstieg der Rohstoffpreise die Produktionskosten auf den höchsten Stand der letzten 30 Jahre getrieben. Nimmt man dann noch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken und die steigenden Finanzhilfen der Regierungen hinzu, die Geld in den Markt pumpten, wurde es schwierig, die Inflation einzudämmen. Auch internationale Organisationen wie IWF und Weltbank befürchten, dass die globale Inflation bis Mitte 2022 weiter ansteigen wird.

Steigende Inflation in Deutschland

Das Statistische Bundesamt gab im September die Inflationsrate mit 4,1 % bekannt. Damit erreichte die Inflation den höchsten Wert der letzten 28 Jahre, wobei dieser Anstieg wohl auf die steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist. Auch der Erzeugerpreisindex, der die Produktionskosten widerspiegelt, erreichte mit 14,2 % den höchsten Wert seit 1974. Darüber hinaus weist die Differenz der Inflationsraten für Verbraucher- und Erzeugerpreise von 10 Prozent auf diese Preiserhöhungen hin. Die Energiepreise, mithin der größte Kostenfaktor für Erzeuger, sind im letzten Jahr um 32,6 % gestiegen. Angesichts der Tatsache, dass Energie sowohl von Erzeugern als auch von Verbrauchern benötigt wird, ist davon auszugehen, dass sich die zu erwartenden Kostensteigerungen auf beiden Seiten niederschlagen werden. Ein weiterer Faktor, der die Kosten der Produzenten erhöht, ist der Anstieg um 118 % der für die Produktion unentbehrlichen Halbfertigprodukte. Auch zwingt der Anstieg der Metallpreise um 81,8 % Produzenten dazu, diese Kostensteigerungen an Endkunden/Endverbraucher weiterzugeben. Bei vielen von Deutschland benötigten Importprodukten schwanken die Preissteigerungen zwischen 20 und 80 %.

Selbst die Lebensmittelpreise in Deutschland steigen aufgrund der weltweiten Inflation. Während die Preise für Pflanzenöle um 43,8 %, Butter um 15,5 % und Fleisch um 11,3 % zulegten, dürften sich die Preissteigerungen erst im zweiten Quartal 2022 verlangsamen. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Preise für Dienstleistungen erheblich gestiegen sind. Der Transportsektor mit 10,8 %, Fahrzeugreparaturen mit 5,6 %, Soziale Einrichtungen mit 5 %, Textilprodukte mit 3,8 %, Möbel mit 3,5 % und Telekommunikationskosten mit 1,4 % können als Beispiele genannt werden, wo die Preise deutlich gestiegen sind.

Bekämpfung der globalen Inflation und Deutschland

Die Inflation, die im September EU-weit auf 3,4 % gestiegen ist, wurde maßgeblich durch den Anstieg der Energiekosten verursacht. Die Staaten versuchen diesen um 17,4 % gestiegenen Preissteigerungen mit Subventionen entgegenzuwirken. So schießt Frankreich zu den fälligen Energierechnungen 100 Euro hinzu, und Portugal senkt die Steuersätze. Und während Italien einen Nothilfefonds einrichtet, bereitet sich der US-Kongress darauf vor, Geldbußen gegen Unternehmen zu verhängen, die ungerechtfertigte Preiserhöhungen aufschlagen. Einige Länder wiederum bereiten sich darauf vor, die Energiekostensteigerungen mit Haushaltsmitteln zu decken. In China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, hat die Erzeugerpreisinflation 10,2 % erreicht. Dies ist der höchste Wert der letzten 25 Jahre, was sich in den kommenden Monaten entsprechend auf Verbraucherpreise niederschlagen wird. Zudem kommt es in den nördlichen Regionen Chinas zu Stromausfällen, so dass die Hersteller zusätzlich auch mit den Folgen einer Energieversorgungskrise zu kämpfen haben.

Während Experten in Deutschland in den kommenden Monaten mit einem Inflationsanstieg von über 5 % rechnen, zeigt sich, dass verschiedene Länder wieder Maßnahmen gegen die Pandemie erwägen. So könnten pandemiebedingte Beschränkungen in Deutschland eine weitere Welle von Preiserhöhungen auslösen. Zudem dürfte der Inflationsdruck durch die weltweite Wirtschaftsrezession in den kommenden Monaten zunehmen, selbst wenn es keine neuerlichen Beschränkungen gibt. Die Europäische Zentralbank beispielsweise ist bestrebt, die Liquidität, die sie dem Markt zur Verfügung stellt, zu reduzieren, indem sie ihre Wertpapierkäufe ab März 2022 reduziert. In diesem Sinne agiert die FED in den USA ebenso wie die EZB mit einer politischen Agenda. Auch die Zinserhöhungen in den Entwicklungsländern verdeutlichen, dass der Kampf gegen die Inflation überall in den Vordergrund gerückt ist. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Folgen der durch die Pandemie verursachten Störungen der globalen Lieferströme noch mindestens zwei Jahre andauern werden. Deswegen wird erwartet, dass sich der Kampf gegen die steigende Inflation auch in Deutschland wegen der Pandemiebedingungen schwierig gestalten wird und wohl auch weiterhin mit der Fortsetzung von beschäftigungssichernden Fördermaßnahmen des Staates zu rechnen ist. Während die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs der öffentlichen Ausgaben wohl gering ist, werden sich die Auswirkungen des Anstiegs der Energiepreise auf Erzeuger und Verbraucher exponentiell bemerkbar machen.

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