Frankreich: Mann nach Brand in Nantes in Polizeigewahrsam
Nach dem Brand in der Kathedrale von Nantes hat die Polizei einen Mann in Gewahrsam genommen. Er arbeitete als Freiwilliger in der Diözese und war für die Schließung der Kathedrale zuständig.
Brand in Kathedrale von Nantes ausgebrochen (DPA)

Einen Tag nach einem verheerenden Brand in der Kathedrale von Nantes ist Medienberichten zufolge ein Mann in Polizeigewahrsam genommen worden. Bei ihm handele es sich um einen Freiwilligen, der in der Diözese gearbeitet habe, berichtete die Nachrichtenplattform Franceinfo am Sonntag unter Berufung auf den Staatsanwaltschaft von Nantes, Pierre Sennès. Der Mann war demnach für die Schließung der Kathedrale am Freitagabend zuständig gewesen. Die Ermittler wollten Sennès zufolge Fragen in der zeitlichen Abfolge des Abends klären. Jede Annahme, dass der Mann etwas mit dem Feuer zu tun haben könnte, sei zu voreilig, betonte der Staatsanwalt.

Brandstiftung mögliche Ursache

Französische Ermittler untersuchen nach einem zerstörerischen Feuer in der Kathedrale von Nantes die Umstände des Brandes. Die Staatsanwaltschaft der Stadt im Westen des Landes ging von einer Brandstiftung als mögliche Ursache aus. In der Kirche gab es nach Angaben der Staatsanwaltschaft drei Brandherde. Einen an der großen Hauptorgel sowie zwei weitere im Kirchenschiff. Bei ersten Untersuchungen an der Kathedrale waren demnach keine Einbruchsspuren gefunden worden. Das Feuer in der spätgotischen Kirche war für Frankreich ein schreckliches Déjà-vu: Als am frühen Samstagmorgen dicke schwarze Rauchschwaden und Flammen aus der Frontfassade der Kathedrale schlugen, fühlten sich viele an das Inferno in der weltberühmten Pariser Kirche Notre-Dame vor mehr als einem Jahr erinnert. Geschockt verfolgten die Französinnen und Franzosen vor Ort in Nantes und auf den Bildschirmen den Brand. „Nach Notre-Dame steht die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul im Herzen von Nantes in Flammen“, schrieb Staatschef Emmanuel Macron auf Twitter. Die Kirche sei ein „gotisches Juwel“. Die weltberühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame war im April vergangenen Jahres bei einem Brand schwer beschädigt worden. Der Spitzturm auf dem Dach war komplett zusammengestürzt. „Orgeln sind einfach das brennbarste Material“

Die Diözese veröffentlichte am Samstag erste Bilder der Schäden: Große Teile der Hauptorgel waren in den Innenraum der Kirche gefallen und lagen dort als verkohlter Trümmerhaufen. Die Orgel und auch ein großes Buntglasfenster aus dem 15. Jahrhundert seien komplett zerstört, teilte die Diözese mit. Auf den Bildern waren zudem ein schwarz ausgebrannter Schrank und großflächige Rußspuren an der Wand dahinter zu sehen. Die Feuerwehr sei am Morgen gegen 7.30 Uhr alarmiert worden, teilte die Diözese von Nantes mit. Die Orgel stammte ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert und wurde mehrfach erneuert und erweitert. Orgeln seien sehr brandanfällig, weil dort viel Holz und Blei sei, das gut brenne, erklärte die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner dem Kölner Domradio. „Orgeln sind einfach das brennbarste Material, das es in Kirchen gibt.“ Schock-Werner ist die Koordinatorin der deutschen Hilfe für den Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Die Kathedrale von Nantes aus dem 15. Jahrhundert ist den Aposteln Peter und Paul geweiht und gehört zur französischen Spätgotik. Bei einem Feuer 1972 wurde nach Angaben der Diözese von Nantes der Dachstuhl der Kirche komplett zerstört. Nach Restaurierungsarbeiten öffnete die Kirche 1985 wieder ihre Türen. Die Orgel blieb bei dem Brand damals fast unversehrt. 2015 hatte in Nantes zudem ein spektakuläres Feuer das Dach der Basilika Saint-Donatien zerstört. Frankreichs Premierminister Jean Castex bedankte sich bei einem Besuch vor Ort bei den Feuerwehrleuten für ihren Einsatz. Er war gemeinsam mit Kulturministerin Roselyne Bachelot und Innenminister Gérald Darmanin nach Nantes gereist, um sich die Schäden in der Kirche anzusehen. Castex versprach Unterstützung des Staats für den Wiederaufbau der zerstörten Teile der Kathedrale.

DPA