China zensiert Star-Auftritte in Spezialfolge von „Friends“
Fans von „Friends“ hatten mit großer Vorfreude die Spezialfolge der beliebten US-Serie erwartet. In China erlebten die Zuschauer jedoch eine unliebsame Überraschung: Die Auftritte mehrerer Stars wie Justin Bieber oder Lady Gaga wurden zensiert.
Flaggen von China  (DPA)

Empörung bei den Fans der US-Kultserie „Friends“ in China: Vor der Ausstrahlung der mit Spannung erwarteten Spezialfolge zum Wiedersehen der Hauptdarsteller haben staatliche Zensoren die Auftritte von Stars wie Lady Gaga, Justin Bieber und der koreanischen Boyband BTS herausgeschnitten, die bei der Führung der Kommunistischen Partei in Ungnade gefallen sind.

Treffen mit Dalai Lama reichte für Verbannung aus
„Ich habe seit Wochen auf die Friends-Wiedervereinigung gewartet, nur um festzustellen, dass die in China gezeigte Version völlig verstümmelt ist“, schimpfte ein Nutzer in den Online-Netzwerken. „Warum können uns die Zensoren nicht einfach eine Sitcom genießen lassen?“, fragte ein anderer Nutzer.

Lady Gaga waren bereits 2016 Tourneen durch China verboten worden, nachdem sie sich mit dem im Exil lebenden Dalai Lama getroffen hatte. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter ist für die Führung in Peking ein rotes Tuch. Justin Bieber hat bereits seit 2014 Auftrittsverbot: Damals hatte er ein Foto von sich am umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio veröffentlicht - dort gedenkt Japan seiner Kriegsopfer, darunter jedoch auch verurteilter Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die koreanische Boyband BTS hatte Chinas Kommunistische Partei wiederum im vergangenen Jahr verärgert, als sie über die „Geschichte des Leids“ in der Region sprach, mit keinem Wort aber die chinesischen Soldaten erwähnte, die im Koreakrieg starben. In China gesendete Version mehrere Minuten kürzer als das Original

Die chinesischen Fans der US-Serie kritisierten zudem, dass aus der Spezialfolge „Friends: The Reunion“ alle Bezüge zu lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen gelöscht wurden. Die in China gesendete Version war mehrere Minuten kürzer als die 104 Minuten lange Original-Version, die HBO Max am Donnerstag im Rest der Welt ausgestrahlt hatte. Die drei chinesischen Video-Plattformen iQiyi, Youku und Tencent Video reagierten nicht auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu der Zensur.
„Friends“ wurde in den Jahren 1994 bis 2004 gedreht und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die Stars der Sitcom - Jennifer Aniston, Courteney Cox, Lisa Kudrow, Matt LeBlanc, Matthew Perry und David Schwimmer - waren für ein einmaliges Wiedersehen der Charaktere wieder vor die Kamera getreten.

Die Serie hat in China viele Fans unter den Angehörigen der Millennial-Generation und wird in Schulen auch zum Englischlernen empfohlen. In mehreren Städten Chinas gibt es Cafés, die dem beliebten Treffpunkt aus der Serie - Central Perk - nachempfunden sind.

AFP