30 Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag von Solingen bleibt der Kampf gegen Fremdenhass und Rassismus nach Ansicht der betroffenen Familie Genç weiter eine wichtige Aufgabe für Politik und Gesellschaft. Man habe in Deutschland nach wie vor „ein Rassismusproblem", das Sorgen bereite, sagte Hatice Genç anlässlich des Jahrestages des Anschlages, der sich an Pfingstmontag (29. Mai) zum 30. Mal jährt.
Deshalb müsse der Fremdenhass weiterhin auf „allen Ebenen" bekämpft werden. Wichtig ist es nach Ansicht der Familie auch, Themen wie Rassismus und Fremdenhass gerade unter Kinder und Jugendlichen konsequent zu bekämpfen und etwa im Schulunterricht immer wieder zu thematisieren.
Bei dem Anschlag auf das Wohnhaus der Familie Genç waren am 29. Mai 1993 fünf Frauen und Mädchen getötet worden - darunter zwei Töchter des Ehepaares Hatice und Kamil Genç. Der Schmerz über den Verlust der Kinder dauere auch 30 Jahre nach der Tat an, betonte Hatice Genç.
Um die Verstorbenen zu würdigen und an ihr Schicksal zu erinnern, wünscht sich die Familie, die Namen der verstorbenen Mädchen und Frauen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Sinnvoll wäre es nach Ansicht der Angehörigen etwa, die Namen der Toten im Schulunterricht zu nennen oder öffentliche Einrichtungen wie Schulen nach ihnen zu benennen.
Nach dem Tod von Mevlüde Genç findet der Gedenktag in diesem Jahr erstmals ohne das im vergangenen Oktober verstorbene Familienoberhaupt statt. Mevlüde Genç war trotz des gewaltsamen Tods von zwei Kindern, einer Nichte und zwei Enkeln als Versöhnerin und Mahnerin für Toleranz und Verständigung zwischen den Menschen bekannt geworden.