Schweiz: Mehr als acht Prozent der Bevölkerung arm - 160.000 trotz Arbeit
Trotz des hohen allgemeinen Lebensstandards leben viele Menschen in der Schweiz unter der Armutsgrenze. Laut den Daten des Schweizer Statistikamts waren 2020 fast 160.000 Menschen trotz Arbeit arm. Betroffen von Armut sind auch 133.000 Kinder.
Schweiz: Mehr als acht Prozent der Bevölkerung arm - 160.000 trotz Arbeit (Symbolbild) (DPA)

In der Schweiz ist der Lebensstandard einer der höchsten in Europa. Dennoch waren schon vor Beginn der Corona-Pandemie 2020 fast 160.000 Menschen trotz Arbeit arm. Das belegen die jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS), die am Donnerstag präsentiert wurden.

4,2 Prozent der Schweizer trotz Arbeit arm

Demnach betrug in der Schweiz zu Beginn des Jahres 2020 das durchschnittliche Haushaltseinkommen umgerechnet 2181 Euro im Monat für eine Einzelperson und 3793 Euro für zwei Erwachsene mit zwei Kindern. Laut BFS waren 8,5 Prozent der Bevölkerung oder 720.000 Personen unmittelbar vor Ausbruch der Coronapandemie von Einkommensarmut betroffen – darunter 133.000 Kinder. 4,2 Prozent der Schweizer sind den Angaben der Statistiker zufolge sogar trotz Arbeit arm.

Die Auswirkung der Pandemie auf die Einkommenssituation sind in der Armutsstatistik 2020 noch nicht berücksichtigt. Eine experimentelle Auswertung der BFS deute jedoch an, dass sich die Haushaltseinkommen durch die Pandemie weiter stark verändert haben. Mit Einkommenseinbussen seien demnach 11,3 Prozent der Bevölkerung konfrontiert - insbesondere jene, die schon vor der Krise benachteiligt waren.

Allein 40,2 Prozent der über 16-Jährigen hätten über ein Absinken der Stimmungslage infolge der Pandemie berichtet. Besonders häufig würden die 16- bis 24-Jährigen über fehlenden Zukunftsoptimismus klagen.

Lebensstandard trotzdem höher als in meisten anderen europäischen Ländern

Laut der Armutsstatistik 2020 waren jedoch auch bei korrigiertem Preisniveau die durchschnittlich verfügbaren Einkommen in der Schweiz höher als in der Mehrheit der EU-Länder, wie das BFS konstatiert. Konkret ist dieses im Schnitt 2,6-mal so hoch wie in Griechenland, 1,4-mal so hoch wie in Frankreich, 1,2-mal so hoch wie in Deutschland und 1,1-mal so hoch wie in Österreich.

Die Einkommensungleichheit in der Schweiz liegt laut BFS auch unter dem europäischen Durchschnitt. „Trotz des hohen Preisniveaus in der Schweiz ist der Lebensstandard der Bevölkerung also höher als in den Nachbarstaaten und der Mehrheit der EU-Länder“, so die Statistiker des Bundes.

TRT Deutsch