Kritik an SMS: Springer-Chef bedauert DDR-Vergleich und Journalisten-Kritik
In einem Schreiben an die Verlage bedauert Springer-Chef Döpfner sein Fehlverhalten und bittet zugleich weiterhin um Unterstützung. Eine private SMS hatte für Unmut gesorgt. Die Rücktrittsforderungen werden immer lauter.
Kritik an SMS: Springer-Chef bedauert DDR-Vergleich und Journalisten-Kritik (DPA)

Nach Kritik an Äußerungen in einer privaten SMS hat der Präsident des Zeitungsverlegerverbands BDZV, Mathias Döpfner, in einem Schreiben an die Verlage sein Bedauern ausgedrückt. Zugleich bat der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Konzerns um Unterstützung „bei den verbandlichen Aufgaben“.

Döpfner äußert Bedauern

In dem Schreiben, über das zuvor das Branchenmagazin „Übermedien“ am Sonntag berichtete, schreibt Döpfner als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) über den teils öffentlich geäußerten Unmut in Verlagen: „Ich nehme diese Kritik sehr ernst. Ich bin dankbar für die Offenheit, die mir eine Orientierung und bessere Einschätzung ermöglicht. Wenn der Ruf der Branche, des BDZV und insbesondere des Präsidentenamts in dieser Woche hierdurch Schaden genommen haben, bedauere ich dies persönlich zutiefst.“ Hintergrund sind externe Presserecherchen zum damaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt, den der Medienkonzern Axel Springer in der Folge von seinen Aufgaben entbunden hatte. Die Recherchen von „New York Times“ und einem Investigativ-Team der Ippen-Mediengruppe bauten auf früheren internen Ermittlungen Springers gegen Reichelt auf, in denen es um Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz gegangen war. Der Springer-Konzern in Berlin hatte nach der Prüfung im Frühjahr Reichelt zunächst eine zweite Chance gegeben.

Verlage fordern Döpfners Rücktritt

Die US-Zeitung „New York Times“ veröffentlichte ihren Artikel am vergangenen Sonntag. Einen Tag später gab Springer dann den Abgang Reichelts bekannt. Ein Detail in dem Zeitungsbericht speziell zu Döpfner löste bei Medienhäusern in Deutschland Unmut aus. Einige Verlage äußerten sich auch öffentlich, auch das Thema Rücktritt kam auf. In einer älteren privaten SMS hatte der 58-Jährige Reichelt als letzten und einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda Assistenten“ geworden. Springer hatte das als Ironie eingeordnet. Döpfner ging in dem Verbands-Rundschreiben, das auf Freitag datiert ist, auf die SMS erneut ein: „Sie alle wissen, dass meine kritisierten Äußerungen – Stichworte: DDR-Obrigkeitsstaat und PR-Assistenten – in einer privaten SMS gefallen sind. Sie war Teil eines vertraulichen Dialogs. Worte werden dabei gewöhnlich – Sie werden das nachempfinden können – nicht auf die Goldwaage gelegt. Es gibt soetwas wie ein emotionales, provokantes, irrationales und spontanes Innenleben einer bilateralen Unterhaltung unter vermeintlich sich vertrauenden Leuten. Außenstehende werden das zwangsläufig gar nicht oder bestenfalls falsch verstehen.“ Der BDZV-Präsident schrieb weiter: „Die Aufregung kann ich vor diesem Hintergrund nachvollziehen. Es tut mir daher sehr leid, dass diese unvorhersehbare Entwicklung auch den BDZV, die Verlage sowie das Empfinden der Journalistinnen und Journalisten getroffen hat.“ Wer ihn kenne, der wisse, dass „mein Herz für den freien Journalismus schlägt - und ebenso für den Rechtsstaat in dem wir leben“. Sein Wirken und Denken seien genau hierauf ausgerichtet. Er werde nicht nachlassen, hierfür zu kämpfen.

DPA