Kampfsport: Disqualifizierung wegen Kopftuch sorgt für Diskussionen
Eine 16-jährige Karateka wurde wegen ihres Kopftuchs bei einem Wettkampf von der Wertung ausgeschlossen. Die Kritik hält an. Das Verhalten des Kampfrichters sei „diskriminierend und demütigend“ gewesen, so der islamische Verband Schura Niedersachsen.
Symbolbild (DPA)

Der Auftritt einer muslimischen Kampfsportlerin mit Kopftuch bei einem internationalen Wettbewerb in Oldenburg sorgt für heftige Diskussionen in der islamischen Gemeinschaft und in der Kampfsportszene. Die 16-jährige Karate-Kämpferin aus Leer hatte für ihre Vorführung der Kampftechniken wegen des regelwidrigen Tragens einer Kopfbedeckung eine Wertung von null Punkten erhalten. Der islamische Landesverband SCHURA Niedersachsen übte daraufhin deutliche Kritik am Veranstalter, der „International Budo Federation Deutschland“. Das Verhalten des Kampfrichters sei „diskriminierend und demütigend“ gewesen. Der Verband wies den Vorwurf zurück.

Der Islam-Verband erklärte am Wochenende in Hannover, das „ausgrenzende Verhalten“ des Bundeskampfrichters sei nicht nachvollziehbar. Der Verbandsvorsitzende Recep Bilgen verwies auf die Kampfsportart Taekwondo, in der Frauen das Tragen einer Kopfbedeckung erlaubt sei. Eine Taekwondo-Kämpferin mit Kopftuch habe bereits mehrere europäische Wettbewerbe gewonnen. Die Entscheidung passe auch nicht zu den aktuellen Bemühungen des Deutschen Olympischen Sportbundes, Migrantinnen in die Sportvereine zu integrieren. Bilgen appellierte an die „Budo Federation„, die Kleiderordnung für Wettkämpfe zu verändern.

Kleiderordnung für alle Teilnehmerinnen

Die „Budo Federation“ hingegen betonte: „Die Wettkampfordnung ist seit vielen Jahren bekannt, und die Turnierausschreibung war ebenfalls Monate vorher bekannt.“ Generalsekretär Andreas von der Haar sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), bei der Demonstration der Kampfformen gebe es aus traditionellen Gründen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine strenge Kleiderordnung. In der nachfolgenden Disziplin Kampf hätte die 16-Jährige mit einem Kopfschutz antreten können, der aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben sei. Sie sei zu diesem zweiten Wettbewerb aber nicht mehr angetreten. Über die offene deutsche Meisterschaft „German Open 2022“ am 11. Juni, zu der Hunderte Kampfsportler aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden angetreten waren, hatte zuerst die Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ berichtet. Danach solidarisierte sich der Trainer der 16-Jährigen von „Budo Nüttermoor“ in Leer mit seiner Schülerin und protestierte gegen die Wertung. Er und ein anderer Verantwortlicher des Vereins wollten dem Bericht zufolge Beschwerde gegen die Entscheidung des Bundeskampfrichters einlegen. Die „Budo Federation“ kündigte an, den gesamten Vorfall in geeigneter Weise aufzuarbeiten.

epd