Jeder fünfte erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher stockt Job-Einkommen auf
Gut 20 Prozent aller erwerbsfähigen Bezieher von Arbeitslosengeld II müssen aufstocken, weil ihr Erwerbseinkommen nicht zum Leben reicht. Damit sei Hartz IV ein gigantisches Subventionsprogramm für den prekären Arbeitsmarkt, kritisiert die Linke.
Symbolbild (DPA)

Knapp 790.000 Menschen erhalten in Deutschland Arbeitslosengeld II, weil ihr Erwerbseinkommen nicht zum Leben reicht. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Jessica Tatti (Linke) hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Dieser Anteil mache gut 20 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten aus, sagte die Sprecherin der Linken-Fraktion für Arbeitsmarkt und Sozialpolitik am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zahlen beziehen sich auf den Juni 2021 und sind die derzeit aktuellsten. Rund 455.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte verdienten demnach mit ihrer Arbeit nicht genug zum Leben. Hinzu kämen etwa 257.000 Minijobberinnen und Minijobber sowie 78.000 Selbstständige.

In Bremen und Berlin besonders hoher Anteil an ALG-II-Beziehern 49 Prozent dieser arbeitenden Menschen steckten schon seit mindestens vier Jahren in Hartz IV. Bezogen auf alle ALG-II-Empfängerinnen und -Empfänger betrage dieser Anteil 49,1 Prozent. Die Annahme, man könne sich aus Hartz IV herausarbeiten, werde durch diese Zahlen als „neoliberales Märchen“ widerlegt, kritisierte Tatti: „Hartz IV ist und bleibt ein gigantisches Subventionsprogramm für den prekären Arbeitsmarkt.“ Besonders oft müssen den Zahlen der Bundesregierung zufolge Beschäftigte in Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen, in Verkehr und Logistik sowie in Reinigungsberufen ergänzend ALG-II beziehen. Überdurchschnittlich viele von ihnen leben in den Stadtstaaten Bremen und Berlin.

epd