Einer auf Daten aus dem Jahr 2019 beruhenden Studie der EU-Grundrechteagentur FRA zufolge gehört Österreich zu jenen Ländern, in denen die Polizei stärker zu Racial Profiling neigt als in den meisten anderen EU-Staaten. Demnach sollen vor allem Schwarzafrikaner überdurchschnittlich oft zum Zweck von Identitätsfeststellungen oder Durchsuchungen angehalten werden.
Die Ergebnisse der Studie stützen sich auf subjektive Darstellungen von Befragten. Eine repräsentative Aussage kann daraus entsprechend nur bedingt gewonnen werden.
Türkische Einwanderer unterdurchschnittlich oft angehalten
Der Studie zufolge, über die unter anderem das Nachrichtenportal „exxpress“ berichtet, gaben rund 25 Prozent aller Befragten in Österreich an, im Auswertungszeitraum zumindest einmal von der Polizei angehalten worden zu sein. Demgegenüber betrug der diesbezügliche Anteil an befragten Personen, deren Hautfarbe auf Wurzeln in Subsahara-Afrika hinweist, nicht weniger als 49 Prozent.
Schwarze werden in Österreich mit 72 Prozent am häufigsten angehalten, wenn sie sich zu Fuß im öffentlichen Raum bewegen. Demgegenüber werden sie nur in fünf Prozent der Fälle angehalten, wenn sie im Auto oder mit dem Rad unterwegs sind. Dies bildet hingegen mit 87 Prozent bezogen auf die Gesamtbevölkerung das häufigste Szenario einer Anhaltung durch die Polizei. Menschen türkischer Herkunft in Österreich werden der Studie zufolge mit 22 Prozent leicht unterdurchschnittlich oft angehalten.
Schwarzafrikaner nur in Schweden deutlich seltener kontrolliert
Ein ähnlich auffälliges Ungleichgewicht zeigt sich in Griechenland und Kroatien mit Blick auf Angehörige der Volksgruppe der Roma. In beiden Ländern gaben jeweils 33 Prozent der Befragten aus dieser Minderheit an, mindestens einmal von der Polizei angehalten worden zu sein. Von allen Befragten waren es hingegen nur 19 bzw. 18 Prozent.
Insgesamt ist die Bereitschaft der Polizei in Österreich, Personen zu Kontrollzwecken anzuhalten, im EU-Vergleich hoch. Nur in Estland (24 Prozent) und Irland (21 Prozent) gaben ähnlich viele Befragte an, polizeilich kontrolliert worden zu sein. In Spanien waren es demgegenüber nur vier Prozent.
In Deutschland wurden 17 Prozent der Befragten insgesamt von der Polizei angehalten, unter befragten Schwarzafrikanern waren es 16 Prozent, womit sich der Wert wie in den meisten anderen EU-Staaten im Durchschnitt bewegt. Nur in Schweden werden Schwarzafrikaner deutlich unterdurchschnittlich oft angehalten – dort liegt das Verhältnis bei 7:13 gegenüber allen Befragten.
Frauen und ältere Menschen für Polizeikontrollen am wenigsten interessant
Allerdings bescheinigen 76 Prozent aller in Österreich Angehaltenen der Polizei, sich ihnen gegenüber respektvoll verhalten zu haben, nur acht Prozent geben Gegenteiliges an.
Allerdings ist das Urteil unter befragten Schwarzafrikanern uneinheitlicher: Hier sagen nur 29 Prozent explizit, die Polizei habe sie mit Respekt behandelt, 28 Prozent beklagten ein „respektloses“ Verhalten der Beamten ihnen gegenüber. Demgegenüber wählten 42 Prozent die Option „weder-noch“.
Zudem zeigt sich EU-weit das Muster, dass Männer und jüngere Leute deutlich häufiger angehalten werden. In der gesamten EU wurden nur zehn Prozent der befragten Frauen im Auswertungszeitraum von der Polizei kontrolliert. Bei Personen über 65 Jahren waren es sogar nur sechs Prozent.